Freitag, 28. Oktober 2011

Medienerziehung

Ein interessanter Artikel aus der CT 21/11 zum Thema: "Kinder, Internet & Pannen". Durch die Leserbriefe von Pädagogen hat der heise Verlag diesen Artikel in seiner kompletten Fassung freigegeben. Er darf in Bildungsanstalten vervielfältigt bzw weitergegeben werden.

Des Weiteren hat der Verfasser Thomas Feibel ein Buch geschrieben: Kindheit 2.0, So können Eltern Medienkompetenz vermitteln, Berlin 2009.

Link: http://www.heise.de/ct/artikel/Kinder-Internet-Pannen-1353631.html

Revolution Offline

Anbei ein Link zur Twitter- bzw. Facebook-Revolution. Die interessante Komponente dabei ist der Punkt, dass die Meinungsäußerung die Demonstranten sogar gefährden kann. Ich würde Euch des Weiteren empfehlen, sich die Bloggerszene in China mal anzuschauen bzw. die technischen Hürden seitens der Regierung bzw. die Maßnahmen zur Umgehung und die Strafen für Regimekritiker.

Link: Twitter-/Facebook-Revolution: http://www.zeit.de/2011/06/Internet/seite-1

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Fetisch Transparenz

In der aktuellen (Print-)Ausgabe des Spiegels (43/2011) gibt es einen interessanten Essay zum bereits angesprochenen Thema der Transparenz, angeregt durch das neue Feature "Timeline" bei Facebook.

Stefan Niggemeier diskutiert, ob eine Gesellschaft alleine durch Transparenz auch besser wird: Getreu dem Motto "eine transparente Welt ist eine gute Welt"! Seine These lautet aber: "Die Welt muss den Umgang mit mehr Offenheit erst noch lernen". In seinem Essay entfaltet er die Schwierigkeiten mit der Transparenz in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Viel Spaß beim Lesen.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Nachtrag zum Film "Homevideo" und zum Thema Cybermobbing

Der Film "Homevideo", der am vergangenen Mittwoch (19.10.11) von der ARD gezeigt wurde, hat das Thema Cybermobbing ziemlich weit oben auf die Agenda gespült. Anna hat in ihrem Posting ja bereits auf einen lesenswerten Zeitungsartikel hingewiesen. Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen sind gleich zwei Artikel erschienen:

ARD-Film "Homevideo": Es ist im Netz und jeder kann es dort sehen ...zum Artikel

Cybermobbing: Bring dich doch um, alle wären froh, wenn du tot wärst ...zum Artikel

Am Ende des zweiten Artikel gibt die FAZ Hinweise, woher man Hilfe bekommen kann:

"Das Bundesministerium für Familie hat unter www.bmfsfj.de/cybermobbing eine Informationsseite für Jugendliche, Eltern und Lehrer eingerichtet. Bei der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen kann man das Fachbuch „Cyber-Mobbing – Medienkompetenz trifft Gewaltprävention“ bestellen (www.ljs-materialien.de). Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft bietet auf www.gew.de eine PDF-Broschüre zum Thema Cyber-Mobbing an, die sich insbesondere auch an betroffene Lehrer wendet."

Außerdem - darauf haben wir schon mehrfach in diesem Blog hingewiesen - gibt es natürlich die sehr hilfreiche Website www.klicksafe.de, die auch für das Thema Cybermobbing Informationen und Broschüren bereitstellt.

Samstag, 22. Oktober 2011

Neue Literatur zum Thema Privatsphäre

Datenschutz und Privatsphäre zählen wie das (an dieser Stelle bereits häufig thematisierte) Urheberrecht zu den Materien, für die sich durch die Digitalisierung im allgemeinen und das Web 2.0 im besonderen die Rahmenbedingungen in einem Maß geändert haben, dass es nicht mehr reicht, bestehende Regelungen zu modifizieren, gefragt sind vielmehr neue und neuartige Instrumente.

Dass die Diskussion hierzu begonnen hat, ist zu begrüßen, allerdings herrscht allerorten eine gewisse Hysterie vor, die das Neue einseitig als Bedrohung wahrnimmt und in der Regel etwas alarmistisch daherkommt. Beispielhaft dafür seien folgende jüngere Publikationen zum Thema Privatsphäre aufgeführt:

Juli Zeh/Ilija Trojanow (2009), Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte (Blick ins Buch bei Amazon).

Anne-Cathrine Simon/Thomas Simon (2008), Ausgespäht und abgespeichert: Warum uns die totale Kontrolle droht und was wir dagegen tun können (Blick ins Buch bei Amazon).

Constanze Kurz/Frank Rieger (2011), Die Datenfresser: Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen (Blick ins Buch bei Amazon).

Sascha Adamek (2011), Die facebook-Falle: Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft (Blick ins Buch bei Amazon).

Eine Zwischenposition (mit nur noch gelegentlich alarmistischem Unterton) nimmt das folgende Buch ein:

Peter Schaar (2007), Das Ende der Privatsphäre. Der Weg in die Überwachungsgesellschaft, Bertelsmann: München (Blick ins Buch bei Amazon).

Dem Datenschutzbeauftragten Schaar ist wichtig, die BürgerInnen selbst aufzuklären und zum sachgemäßeren Umgang mit ihren Daten im Alltag anzuregen. Nicht nur Staat und große Internetkonzerne sind anzuklagen, sondern: “Gefahren drohen der Privatsphäre gleich von mehreren Seiten: Technologische Entwicklungen, wirtschaftliche Interessen, staatliche Kontrollen und auch die zunehmende Bereitschaft vieler Menschen, ihre eigene Privatsphäre nicht mehr ernst zu nehmen, gehen Hand in Hand“ (S. 11).

Und nun kommen wir zum eigentlichen Anlass dieses Postings, dem neuen Buch zum Thema Privatsphäre, das sich durch Sachlichkeit und "analytische Schärfe" (FAZ) wohltuend vom Mainstream abhebt:

Maximilian Hotter (2011), Privatsphäre. Der Wandel eines liberalen Rechts im Zeitalter des Internets, Campus: Frankfurt/Main (Blick ins Buch bei Amazon).

Hotter gibt uns einen prägnanten Überblick über die rund 200-jährige Geschichte des vom englischen privacy abgeleiteten Konzepts der Privatsphäre. Laut Hotter wurde das right to privacy 1890 von den amerikanischen Juristen Samuel Warren und Louis Brandeis erstmals definiert als right to be let alone. Es finden sich aber schon deutliche Vorläufer bei den Klassikern der liberalen politischen Philosophie von Hobbes über Locke bis Montesquieu und vor allem John Stuart Mill. Den Beginn der modernen wissenschaftlichen Behandlung der Thematik sieht der Autor im Jahr 1967 mit Alan Westins Standardwerk „Privacy and Freedom“. In der Conclusio zu seiner lesenswerten Abhandlung führt Hotter aus:

“Seit vor 200 Jahren das Recht auf Privatsphäre ins Leben gerufen wurde, haben sich wesentliche gesellschaftliche und technische Veränderungen ergeben, die diesen ursprünglich liberalen Anspruch in einem neuen Licht erscheinen lassen. Während die Funktion der Privatsphäre als Garant für ein autonomes Leben unverändert bleibt, hat sich ihr Mechanismus gewandelt. In der Netzwerkgesellschaft, die alle Individuen über Telekommunikation miteinander in Verbindung bringt und in der Kommunikationsdaten auf unbestimmte Zeit gespeichert werden können, wird aus dem ‚Recht, in Ruhe gelassen zu werden’ das ‚Recht, den Zugriff auf eigene personenbezogene digitale Daten durch Dritte einzuschränken’“ (S. 206).

Das Dilemma für jeden Einzelnen wird im folgenden Zitat deutlich:

“Die Erosion der Privatsphäre basiert jedoch nicht ausschließlich auf ihrer freiwilligen Aufgabe durch die subjektiv legitimierten Rechtsträger. Zum einen hat der technologische Fortschritt eine Situation herbeigeführt, in der der Verzicht auf die Nutzung moderner Kommunikationstechnologie einem Ausstieg aus dem sozialen Leben gleichkommt, so dass in Wahrheit jedes Individuum zur (teilweisen) Aufgabe seiner Privatsphäre gezwungen ist“ (S. 207).

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Cybermobbing "Homevideo"

Gestern Abend wurde in der ARD ein interessanter und bewegender Film "Homevideo" zum Thema Cybermobbing gezeigt. Diesen Film kann man online in der Videothek der ARD ansehen. (Aufgrund der Altersbegrenzung jedoch nur zu bestimmten Uhrzeiten). Im Anschluss an den Film diskutierte Anne Will die Gefahren und die möglichen Folgen von Cybermobbing in ihrer Sendung. Nachdem wir in unserem Seminar gemeinsam den Film "Netzangriff" angeschaut haben, halte ich "Homevideo" für eine gute Ergänzung bzw. Vertiefung zum Thema. Interessant wäre sicherlich, sich Gedanken zu machen, welcher Film sich besser für den Unterricht eignet. Zudem findet man einen interessanten Artikel über den gestrigen FilmMittwoch in der ARD im Hamburger Abendblatt.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Kurze Texte zum Thema "Web 2.0 und politische Bildung"

Auch wenn zunehmend deutlich wird, dass der Themenkomplex Web 2.0 (nun endlich) von den Akteuren der politischen Bildung in Deutschland aufgegriffen wird, sind entsprechende Texte nach wie vor dünn gesät. Der heutige herrliche Herbsttag hat mir die Gelegenheit eröffnet, ein paar kürzere Texte zur Kenntnis zu nehmen, die sich in den letzten Wochen (und wohl auch Monaten - time flies) angesammelt haben. Ein Teil davon eignet sich als Einführung in die Thematik:

Rede von Thomas Krüger (BpB) vom 10.09.2010 zum Thema "Politische Bildung 2.0" - der vollständige Text steht auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung zur Verfügung.

Ein Aufsatz von Jöran Muuß-Mehrholz mit dem schönen Titel "Shift happens - Was Web 2.0 für Gesellschaft und Bildung bedeutet" (erschienen in Praxis Politische Bildung 2/2010 und auf der Website des Autors im Volltext einzusehen). Der Autor spricht mir aus der Seele, wenn er ausführt, dass die politische Bildung in Deutschland die Schattenseiten des Web (2.0) in den Mittelpunkt rückt und darüber (nicht selten) vergisst, dass es auch noch andere Aspekte gibt:
"Überspitzt gesagt: Nazis, Pornos, Terroristen, Datendiebstahl und Raubkopien sind der (politischen) Bildung zurzeit wichtiger als die Potentiale, die das Internet in Sachen Transparenz, Meinungsvielfalt, Partizipation und bürgerschaftliches Engagement bietet. So unbestritten wichtig der aufklärerische und erzieherische Ansatz ist, so läuft politische Bildung doch Gefahr, als affirmativ, bewahrpädagogisch und kulturpessimistisch wahrgenommen zu werden, wenn sie sich zu sehr auf diese Aspekte konzentriert."
Ein weiterer Aufsatz von Jöran Muuß-Merholz: "Das Ende der Institutionen, wie wir sie kannten... Das Internet als Partizipationsraum einer vernetzten Gesellschaft (erschienen in Erwachsenenbildung 4/2010 und ebenfalls auf der Website des Autors im Volltext einzusehen).

Eher enttäuscht war ich von dem aktuellen Aufsatz von Jöran Muuß-Merholz mit dem vielversprechenden Titel "Web 2.0 in der politischen Bildung - Lernformate zwischen Bildungsstätte und Internet", den er für die aktuelle Ausgabe der AdB-Zeitschrift "Außerschulische Bildung" (2/2011) beigesteuert hat (verfügbar als pdf). Hier werden Web 2.0-Tools verschiedenen Bildungsformaten zugeordnet, ohne dass damit ein Erkenntnisgewinn oder praktische Hilfestellungen verbunden wären.

Zwischenzeitlich ist auch meine Rezension zum Online-Lehrbuch Web 2.0 in der Zeitschrift "Politik unterrichten" (1/2011) erschienen:

Ragnar Müller: Web 2.0 für die politische Bildung

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Gefahren im Internet: CYBER-GROOMING

Heutzutage ist das Kommunikationsmedium Internet im Alltag nicht mehr wegzudenken. Das gilt vor allem für junge Menschen, die mit diesem Medium aufwachsen. Dies spiegelt sich beispielsweise in dem vermehrten Gebrauch von Chatrooms wider (vgl. Ratgeber SCHAU HIN!, S.3). Gemäß der KIM-Studie 2010 nutzen 49 Prozent der Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren mehrmals wöchentlich das Internet. 26 Prozent der befragten Kinder geben an, dass sie das Internet täglich nutzen. Die Mehrheit der Kinder verwendet das Internet ohne Begleitung eines Erwachsenen. Hierbei verbreiten sie auch persönliche Informationen und Daten wie Hobbies, E-Mail-Adresse oder Fotos. Welche Konsequenzen aus diesem Verhalten resultieren, ist den wenigsten Kindern bewusst.

Eine Besonderheit des Internet ist die Anonymität. Sie ermöglicht insbesondere schüchternen Kindern und Jugendlichen, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und damit die Identität zu ändern, um sich als jemand anderes auszugeben. Dies gelingt mit wenigen Klicks. Die Kinder und Jugendlichen können hiermit interessante Erfahrungen sammeln, und es fällt ihnen leichter, Kontakt zu fremden Menschen aufzubauen (vgl. von Weiler 2011, S.15). Gleichzeitig kann aus der Anonymität Gefahr resultieren. Dies spiegelt sich in der leichten Beschaffung von persönlichen Angaben und Fotos wider. Insbesondere Kinder und Jugendliche bilden potentielle Opfer für pädophil geneigte Personen. Einige Kinder und Jugendliche lassen sich aufgrund des Anreizes in Form von Anerkennung oder schönen Komplimenten auf intime Konversationen ein. Den wenigsten Eltern scheint bewusst zu sein, dass sich ihre Kinder mit fremden Personen sexuell austauschen und welche Gefahren hieraus entstehen können (vgl. von Weiler 2011, S.16f).

Sexualisierte Gewalt im Internet


Die im Internet anzutreffende sexualisierte Gewalt kann unterschiedlich ausgelegt werden. Allgemein handelt es sich um die ungewollte Konfrontation mit sexuellen Äußerungen sowie um den Austausch von pornographischen Dateien bis hin zum Treffen mit drastischen Folgen (vgl. von Weiler 2011, S.59). Von Weiler kategorisiert die im Netz anzutreffende sexualisierte Gewalt in die drei folgenden Komponenten:

„1. Konfrontation mit fremdem pornographischen Material,
2.Verbreitung von pornographischen Bildern und Filmen, in denen die Kinder und Jugendlichen selbst zu sehen sind,
3. Cyber-Grooming, also die gezielte Anmache durch Erwachsene mit sexueller Absicht“ (von Weiler 2011, S.60).

Nach einem kurzen Annäherungsgespräch kommt es häufig zu einer sexuellen Belästigung. Belästigungen erfolgen meist im Privatdialog im Chat oder Messenger. Hier werden vor allem Instant Messenger aufgrund der nicht vorhandenen Kontrollen bevorzugt. Die wenigsten Instant Messenger bieten Beschwerdemöglichkeiten an. Dies verhindert unangenehme Dialoge. Ferner sind Webcam-Übertragungen möglich, die gerne von den Tätern benutzt werden, um die Kinder und Jugendlichen aufzufordern, sexuelle Handlungen an sich selbst oder anderen auszuführen. Je nach Angebot des Betreibers eines Chats oder Instant Messenger versenden die Belästiger pornographisches Material und Links an die Kinder und Jugendlichen (vgl.
Chatten ohne Risiko?, S.9f).

Spezialfall Cyber-Grooming


Der Begriff Grooming wurde bereits 1995 von dem niederländischen Tätertherapeut Ruud Bullens aufgegriffen und wie folgt definiert: „Grooming bezieht sich […] auf die Planungsphase des sexuellen Missbrauchs“ (Bullens 1995, S.55). Hierbei definiert Bullens Grooming nicht im Zusammenhang mit dem Internet. Grooming nimmt durch das Internet neue Dimensionen an und ändert sich in den Begriff Cyber-Grooming. Unter Cyber-Grooming wird „[…] die systematische Belästigung von Erwachsenen gegenüber Kindern und Jugendlichen im Internet“ verstanden. „Sie erschleichen sich in Online-Chats das Vertrauen junger Internetbenutzer – nicht selten mit der Absicht, sich auch im wahren Leben mit ihnen zu treffen und zu missbrauchen“ (http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/safer_internet_programm.pdf).

Cyber-Grooming kann in unterschiedlichen Ausmaßen erfolgen: „Es kommt entweder zu einem tatsächlichen Treffen mit körperlichem Missbrauch, zur Veröffentlichung von Fotos im Netz oder anderswo, unter Umständen auch zum Handel oder Tausch der Fotos“ (von Weiler 2011, S.17). Cyber-Grooming findet rund um die Uhr statt. Am häufigsten aber, wenn sich die meisten Kinder und Jugendlichen am Rechner befinden: am Nachmittag bis zum frühen Abend (vgl. von Weiler 2011, S.64). Cyber-Grooming wird nicht nur von Männern vollzogen (vgl. von Weiler 2011, S.16).

Besonders (Kinder-/Jugend-)Chatrooms werden von pädophil geneigten Personen zur Kontaktaufnahme bevorzugt. Hier können diese, speziell in nicht moderierten Privatdialogen, leicht mit potenziellen Opfern in Kontakt treten. Zu Beginn erhalten diverse Chatter eine Nachricht. Letztendlich kommt es zu einer engeren Kontaktaufnahme mit denjenigen, die darauf antworten. Anschließend kommt es zum regelmäßigen Austausch von Kurznachrichten, bis eine Vertrauensbasis geschaffen wird. Die nächste Ebene ist die Bekanntgabe von der privaten E-Mail-Adresse bis hin zur Telefonnummer. Auch ein Wechsel zu einem nicht überwachten Instant Messenger oder Unterhaltungen über Skype werden vorgeschlagen (vgl. von Weiler 2011, S.64).

Cyber-Grooming – Die Masche


Um eine engere Beziehung aufzubauen, sind die meisten Täter bereit, über einen längeren Zeitraum ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Opfer herzustellen. Die Täter benutzen besondere Muster, um das Opfer für sich zu gewinnen. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen: Entweder werden die Kinder und Jugendlichen mit Komplimenten überhäuft, in ihrer Identität sowie in ihrem Wesen gestärkt oder erhalten durch die Täter ihre benötigte Geborgenheit. Somit werden die Sehnsüchte der Opfer befriedigt, indem ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird (vgl. von Weiler 2011, S.65). Die Täter nehmen häufig eine bestimmte Identität an, um ihrem Opfer zu imponieren. Folgende Charaktere werden beim Cyber-Grooming bevorzugt vorgetäuscht (vgl. von Weiler 2011, S.66f.):

Der verständnisvolle ältere Freund: In dieser Rolle nutzt der Täter den Alltagsstress der pubertierenden Kinder und Jugendlichen aus und versucht ihnen mit Verständnis sowie Rat zur Seite zu stehen. Sobald sich diese ihrem Gegenüber anvertraut haben, geben die Opfer auch Auskünfte über ihr Privatleben preis. Es werden Fotos versendet und die Opfer sind auch bereit, sich mit dem Täter zu treffen.

Die gute Freundin: Dieser Charakter täuscht Mädchen vor, im gleichen Alter und mit denselben Problemen konfrontiert zu sein. Es entwickelt sich eine scheinbare Freundschaft, in der persönliche Erlebnisse miteinander geteilt werden. Nach geraumer Zeit täuscht das unechte Mädchen seinem Opfer vor, dass ein Bekannter oder Verwandter sich für sie interessiert und sie gerne treffen würde. Folglich kommt es zu einer Verabredung, da man der besten Freundin vertraut.

Selbstverständlich gibt es noch weitere Rollen, in die Täter schlüpfen bzw. weitere Strategien, die verwendet werden, um das Gegenüber für sich zu gewinnen und das Ziel zu erreichen. Bei Verabredungen wählen die Täter einen für Kinder und Jugendliche reizvollen Ort.

Die Absicht des Täter ist es, „[…] das Kind in eine sexuelle Beziehung hineinzuziehen, es darin festzuhalten und gleichzeitig zu verhindern, dass es darüber mit anderen spricht. Manchmal erreicht der Täter diese Mitwirkung mittels Drohungen und Einschüchterungen“ (Bullens 1995, S.56).

Zahlen und Fakten


Insbesondere Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren werden Opfer einer Grooming-Falle (vgl. http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/safer_internet_programm.pdf). Die JIM-Studie 2010 bestätigt ebenso, dass sich 26 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren mit Personen aus dem Internet treffen.

Eine 2005 von Dr. Catarina Katzer durchgeführte Studie mit 1.700 Schülerinnen und Schülern im Alter zwischen 10 und 19 Jahren zum Thema „Chatverhalten“ zeigt unter anderem folgende Ergebnisse: 38,2 Prozent der Befragten wurden ungewollt sexuell angesprochen. Außerdem gaben 25,9 Prozent an, dass sie unaufgefordert nach ihrem körperlichen Aussehen gefragt wurden. 26,3 Prozent der Chatter wurden ungewollt nach eigenen sexuellen Erfahrungen gefragt. Des Weiteren bekamen 24 Prozent unaufgefordert von sexuellen Erfahrungen anderer erzählt, 11 Prozent erhalten unaufgefordert Fotos nackter Personen und 4,6 Prozent erhielten sogar Pornofilme. Auffallend ist, dass 8,3 Prozent der Chatter zu sexuellen Handlungen vor der Webcam aufgefordert wurden.

Ferner stellt die Studie dar, dass mehr als die Hälfte der Betroffenen sexueller Viktimisierung dies als unangenehm empfinden, einige sind wütend, andere u.a. frustriert und sogar verängstigt. Außerdem gaben lediglich 8 Prozent der Betroffenen an, einem Elternteil oder Erwachsenen über die vorgefallenen Ereignisse berichtet zu haben (vgl.
http://www.chatgewalt.de/Sexuelle Gewalt im Netz.html).

Angesichts dieser Fakten stellt sich die Frage, warum sich die wenigsten Kinder und Jugendlichen, die Opfer einer sexuellen Belästigung sind, ihren Eltern oder einem Erwachsenen anvertrauen. Gründe hierfür können beispielsweise Schuldgefühle oder Scham sein. Viele Opfer suchen die Schuld bei sich und glauben, selbst für das Geschehene verantwortlich zu sein. Andere wiederum können sich nicht überwinden, über sexuelle Themen zu sprechen, besonders wenn es sich um eine negative Erfahrung handelt (vgl. von Weiler 2011, S.107). Folglich ist den meisten Eltern nicht bewusst, dass ihr Kind Opfer einer sexuellen Belästigung wurde.

Der EU-Kommission sind die Gefahren des Internet bewusst. Daher stellt sie für den Zeitraum 2009 bis 2013 für das Projekt
„Mehr Sicherheit im Internet“ ein Budget von 55 Millionen Euro bereit, um Cyberbullying und Cyber-Grooming zu bekämpfen und ein sicheres Online-Umfeld zu fördern.

Fazit und Ausblick


Festzuhalten ist, dass das Thema Cyber-Grooming ein aktuelles Problem ist und zunehmend thematisiert wird. Jedoch ist diese „neue“ Internetgefahr noch nicht ausreichend in der Fachliteratur untersucht worden. Zusätzlich erschweren unterschiedliche sowie abweichende Definitionen eine einheitliche Betrachtung von Cyber-Grooming. Ein möglicher Grund ist, dass die wenigsten Grooming-Fälle der Polizei bekannt sind und aufgrund der vorhandenden Anonymität im Internet Grooming-Täter kaum zu fassen sind.

Um Cyber-Grooming zu vermindern, müssen sowohl Kinder und Jugendliche als auch Eltern über eine fundierte Medienkompetenz verfügen. Dies könnte im Rahmen von schulischem Unterricht oder Aufklärungsarbeit der Schule erfolgen. Die Kinder und Jugendlichen sollen mit dem Medium Internet verantwortungsvoller umgehen und alles, was sich im Internet abspielt, kritisch hinterfragen. Zudem ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine Vertrauensperson haben, um sich bei unangenehmen Vorfällen an diese zu wenden (vgl. Kerger 2009, S.6).

Ferner sollten die Eltern auf dem aktuellen Stand der Nutzung von Kommunikationsmedien wie dem Internet sein. Außerdem sollte ein reges Interesse der Eltern an dem Internetverhalten ihrer Kinder bestehen, um möglichen unangenehmen Situationen vorzubeugen.

Katharina Kuen

Literatur und Internetquellen


Bullens, Ruud (1995), Der Grooming-Prozess – oder das Planen des Missbrauchs; in: Marquardt-Mau, B. [Hrsg.]: Schulische Prävention gegen sexuelle Kindesmisshandlung. Grundlagen, Rahmenbedingungen, Bausteine und Modelle; Juventa Verlag: Weinheim, München; S. 55f.

Kerger, Carmen (2009), Pädosexuelle im Netz; in: AJS-Forum; 33. Jahrgang; Ausgabe 1/2009; S. 6 [
http://www.ajs.nrw.de/images/pdf/forum/2009-1.pdf].

Von Weiler, Julia (2011),
Im Netz. Tatort Internet - Kinder vor sexueller Gewalt schützen. Kreuz-Verlag: Freiburg.

http://schau-hin.info/fileadmin/content/pdf/downloadcenter/Ratgeber_Persoenliche_Daten/index.html

http://mpfs.de/index.php?id=200

http://www.jugendschutz.net/pdf/chatten_ohne_Risiko.pdf

http://www.bundestag.de/dokumente/analysen/2009/safer_internet_programm.pdf

http://www.chatgewalt.de/Sexuelle Gewalt im Netz.html

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/08/310&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en

Montag, 3. Oktober 2011

Praxistipps: Fotos veröffentlichen

An dieser Stelle haben wir uns unter der Überschrift "Gefahren des Web (2.0)" schon mehrfach mit dem Thema Urheberrecht auseinandergesetzt (z.B. hier und hier). Dazu zählt natürlich auch das Recht der Fotografin an ihrem Bild. Will man Fotos in Blogs oder auf der Schulhomepage veröffentlichen, ist allerdings noch weitaus mehr zu berücksichtigen, nämlich das Recht am eigenen Bild der auf dem Foto abgebildeten Person(en).

Diese Thematik ist auch deshalb bedeutsam, weil vielen Fällen von Cybermobbing (so auch in dem im Rahmen dieses Blogs analysierten Film Netzangriff) die Veröffentlichung von Fotos anderer Personen zugrundeliegt.

Der #pb21-Blog widmet dem Thema zwei Postings, die zusammengefasst und praxisnah die Rechtslage darlegen und anhand von Beispielfotos verdeutlichen, wann man ein Foto veröffentlichen darf und wann nicht:

1) Das Recht am eigenen Bild, Teil I: Die Theorie ...mehr
2) Das Recht am eigenen Bild, Teil II: Die Graustufen der Praxis ...mehr




In diesem Fall ist es denkbar einfach: Fotografiert habe ich selber und Personen sind keine zu sehen - ergo: Das Foto darf veröffentlicht werden...