Donnerstag, 27. Dezember 2012

"Das vernetzte Lernen kommt nach Deutschland"

(FAZ) 14.12.2012 · Die bekanntesten Internetportale für offene Online-Kurse kommen aus Amerika. Nun haben auch deutsche Hochschulen das Format für sich entdeckt. weiterlesen

Im Artikel der Autorin Nadine Bös heißt es:

"Neben dem wissenschaftlichen Interesse ist Meinel (anm.: Prof. Dr. Christoph, Institutsdirektor, Uni Tübingen) ein großer Fan der MOOCs. „Im klassischen E-Learning wurden einfach nur Materialien ins Netz gestellt. Doch die wenigsten Menschen sind totale Autodidakten. Es fehlt oft an Spannung und Disziplin, um als Einzelkämpfer dabeizubleiben.“ Erst die MOOCs hätten dem E-Learning die soziale Komponente hinzugefügt. „Wir schaffen eine Community, in der Lernende und Lehrende ständig in Kontakt treten, sagt Meinel. Deshalb gibt es auf Open HPI zum Beispiel in der Mitte jeder Woche ein extra Video, das wichtige Fragen aus den Diskussionsforen aufgreift."

Sonntag, 16. Dezember 2012

Neue Perspektiven durch Bloggen im Schulalltag?

„But more tools aren’t enough. The tools are simply a way of channeling existing motivation” (Shirky 2008, 17).
Clay Shirky benennt im vorangestellten Zitat eine der zentralen Grundlagen, die es im Zusammenhang mit den Mechanismen des Web 2.0 zu berücksichtigen gilt: Das Ziel bestimmt das Werkzeug (Tool). Keine Anwendung des Social Web existiert als Selbstzweck, sondern bedient lediglich die Nachfrage der Netcitizen. Alternative Tools finden Sie an dieser Stelle beispielsweise in den Beiträgen zu Facebook, Wikipedia oder Web 2.0 im Unterricht vorgestellt. Wer nach den Perspektiven sucht, muss sich zunächst mit dem Mehrwert des Tools auseinandersetzen und sich fragen, ob die Applikation bei der Verwirklichung von eigenen Zielen hilfreich ist. In diesem Beitrag wird deshalb den didaktischen Überlegungen die Frage vorangestellt, aus welchen Motiven Blogs verwendet werden und welche Prozesse dabei ablaufen.

Was sind Blogs?

Der Begriff Blog ist eine Kontamination aus den Wörtern „World Wide Web“ und „Log(buch)“ zu Weblog, kurz: Blog. Blogs können von Einzelpersonen oder Gruppen geschrieben werden. Sie befinden sich gerade auf dem Blog des Seminars „Web 2.0 und Medienkompetenz – Was sollte ich als (Politik-)Lehrer/in wissen“. Auch auf diesem Blog publizieren mehrere Autoren: die Studierenden des Seminars und der Dozent Dr. Müller. Weblogs gehören zu den ältesten Anwendungen im Social Web und sind seit den 1990er Jahren allgemein verfügbar (vgl. Wolff 2006, 3-7). Ihren Aufstieg erlebten Blogs zur Mitte der 2000er Jahre. Durch technische Innovationen wurde das Erstellen eines eigenen Blogs so vereinfacht, dass dafür keine fundierten Programmierkenntnisse mehr notwendig waren – eine Rahmenbedingung, die für Web 2.0-Anwendungen spezifisch ist. Erst seither wurden die interaktiven Plattformen massentauglich und veränderten die Kommunikation in der Gesellschaft.

Anfangs schrieben die Blogger noch keine komplexen Texte, sondern empfahlen Links zu interessanten Webseiten. Daraus entwickelte sich eine Applikation zum Verfassen längerer Texte (vgl. Richardson 2011, 35). Ein signifikantes Merkmal der Posts bleibt die häufige Verwendung von Hyperlinks, die zu Formen der Transtextualität führen. Dadurch können komplexe Gedankengänge schriftlich fixiert und über die Interaktion mit der Netzgemeinde weiterentwickelt werden. Das ist ein Vorteil beispielsweise gegenüber Sozialen Netzwerken, in denen Nachrichten auf wenige hundert Zeichen beschränkt sind. Längere Texte können auch in mehrere Beiträge untergliedert werden. Dadurch wird dem Leser die Übersicht erleichtert (vgl. Bannour/ Grabs 2011, 165 f.).

Wie bei allen Social Media-Anwendungen, entsteht ein Mehrwert dieser Applikation durch das interaktive Handeln der Netzgemeinde (ebd., 21-23). Ziel ist die Produktion von „user-generated content“. Ein Blog ist darum nicht pauschal mit einem Tagebuch vergleichbar, das der Autor für sich selber schreiben würde. Die Reichweite spielt bei dieser Bewertung eine entscheidende Rolle. Blogs, die Zugriffszahlen in Millionenhöhe verzeichnen, funktionieren auf dem „one-to-many“ Prinzip und können einem Tagebuch ähneln. Ein klassischer Dialog kommt mit dieser Menge an Personen jedoch nicht zustande. Auf diesen Seiten richtet sich der Text tendenziell an ein breites Publikum. Erst mit vergleichsweise überschaubaren Rezipientenzahlen werden Gespräche möglich (vgl. Shirky 2008, 129).

Die Autoren schreiben Beiträge, die sie auf den Blog hochladen. Diese Posts werden chronologisch gelistet. Außerdem wird den Lesern meistens die Möglichkeit zur Kommentierung geboten. Diese Interaktion ist ein entscheidendes Merkmal der Blogs, denn sie bricht die Geschlossenheit der Texte auf und ermöglicht das direkte Weiterentwickeln der Denkprozesse. Dadurch tritt der Autor mit seinen Lesern in einen Dialog, der den Wissenszuwachs ermöglicht. Auf diese Weise entsteht aus ursprünglich statischen Inhalten ein fachlicher Diskurs (vgl. Richardson 2011, 36).

Jeder Beitrag ist mit einer eigenen URL abrufbar (Uniform Resource Locator = dt.: „einheitlicher Quellenanzeiger“, umgangssprachlich: Internetadresse). Das Teilen der Beiträge über andere Netzwerke wird dadurch erleichtert und die Interaktion gefördert (vgl. Bannour/Grabs 2011, 153 f.). Darüber hinaus kann der Blogger seine Beiträge mit einem oder mehreren Schlagwörtern (Labels bzw. tags) kennzeichnen. Der Beitrag wird damit Themen zugeordnet. Auf diesem Seminarblog sind die Labels/tags rechts in der Menüleiste zu finden. Dieses Gadget soll die Suche nach individuell relevanten Beiträgen erleichtern. Stammnutzer des Seminarblogs können über neue Beiträge per E-Mail oder RSS-Feed aktuell informiert werden. Die meisten Blogger bieten einen entsprechenden Service auf ihrer Seite an (vgl. ebd., 160).

Beispiele für Blogs
“The centrality of group effort to human life means that anything that changes the way groups function will have profound ramifications for everything from commerce and government to media and religion“ (Shirky 2008, 16).
Social Media-Anwendungen verfolgen keinen Selbstzweck, sondern sind lediglich das Medium, über das die Akteure kommunizieren. Abhängig vom Ziel des Blogs kann die Autorenschaft eine oder mehrere Personen umfassen (vgl. ebd., 129). Der Blog von Ulrike Langer gibt die Journalistin als alleinige Autorin an, während die Redaktion der Tagesschau Einträge mehrerer Verfasser bündelt. Abhängig vom Ziel werden Social Media-Anwendungen unterschiedlich genutzt. Der Stil kann variieren. Ich habe dazu zwei Bereiche des öffentlichen Lebens exemplarisch herausgegriffen, in denen Blogs erfolgreich eingesetzt werden:

Beispiel 1: Wirtschaft

Märkte sind Gespräche“ - wer positiv im Gespräch bleibt, sichert sich einen Marktanteil. Unternehmen setzen auf die Wirkung des viralen Marketing. Im Social Web können die Empfehlungen größere Reichweiten erzielen. Die Werbebranche arbeitet aber mit diesem Prinzip seit ihrem Bestehen. Emotionen bestimmen täglich unsere Kaufentscheidungen. Erfolgreiche Marketingkampagnen zielen darauf ab, dass bei den Konsumenten positive Gefühle erzeugt werden, die sie mit dem Produkt verbinden.

Corporate Blogs ermöglichen den Unternehmen, mit ihrem Kundenkreis einen persönlichen Kontakt aufzubauen. Firmen rücken dabei ihre Fachkompetenz in den Vordergrund und schaffen Vertrauen. Für Gesprächsanlässe sorgen Beiträge von ausgewählten Arbeitskräften, die beispielsweise über ihren Alltag berichten oder Ideen zu neuen Produkten vorstellen. Die Konsumenten erhalten Einblicke hinter die Kulissen und werden animiert, sich mit der Marke auseinanderzusetzen. Über Kommentare oder ihren eigenen Blog können sie sich aktiv an der Produktentwicklung beteiligen und die eigenen Bedürfnisse kommunizieren. Reaktionen des Unternehmens auf die Beiträge der Rezipienten stärken die emotionale Bindung zwischen den Akteuren. Beispiele für gelungenes Blogging sind die Unternehmen Ritter Sport und Daimler AG (vgl. Bannour/ Grabs 2011, 123-142).

Beispiel 2: Politik

Auch Politiker wollen im Gespräch bleiben und das am liebsten verbunden mit positiven Meldungen. Bloggen ermöglicht Politikern, sich selbst darzustellen (Ernst 2011, 22). Vor der digitalen Revolution bestimmten Gatekeeper die Berichterstattung. Das waren Verleger und Redakteure der Medienanstalten. Heute können Blogger diese Schranke umgehen und Einfluss auf die Gesprächskreise der Online-Bevölkerung nehmen. Durch ihre Teilnahme am öffentlichen Diskurs operieren sie am Puls der Zeit. Einen lebendigen Bürgerdialog praktiziert beispielsweise Christopher Lauer von der Piratenpartei. Seine Beiträge werden mehrfach kommentiert. Auf Fragen reagiert er zeitnah und wertet damit die Meinungsäußerungen der Rezipienten auf. Aber nicht nur Parlamentarier, sondern auch Bürgerrechtler haben die Vorzüge des Bloggens erkannt und versuchen, auf ihre Themen aufmerksam zu machen (Generación Y, Annalist). Politische Blogs setzen, wie auch die Marketingabteilungen von Unternehmen, auf den viralen Effekt. Erfolgreiche Blogger bleiben im Gespräch der Netzgemeinde und können ihre Anliegen mitteilen (vgl. Wolff 2006, 27-31). Allerdings ist zu bedenken, dass der Rezipientenkreis auf die Netzgemeinde beschränkt ist. Dadurch wird die Durchsetzungskraft der Blogs als Massenkommunikationsmittel relativiert (Ernst 2011, 23).

Was passiert beim Schreibprozess?

Die Textproduktion ist eine planbare und zerdehnte Kommunikationshandlung. Informationen werden mit Hilfe des Mediums Schrift codiert, um sie auf unbestimmte Zeit zu konservieren. Autoren agieren primär adressatenbezogen, indem sie die Niederschrift am Vorwissen des Rezipienten orientieren. Der Produzent greift dabei auf geltende Normen und Konventionen der Zielgruppe zurück. Beim Schreibakt werden Phasen des Planens, des Formulierens und des Überarbeitens durchlaufen. Aus didaktischer Perspektive bietet diese Untergliederung eine Orientierung für Novizen. Diese Perioden sind jedoch nicht linear-sequenziell auszuführen, sondern erfolgen situationsbedingt während des Handelns im Gedankenkonstrukt der Autoren. Dabei entsteht ein Zusammenspiel imaginärer und physischer Subprozesse, die in ihrer Summe die Handlung "Schreiben" bilden. De Beaugrande (1984) bezeichnet das als Parallelität (vgl. Fix 2008, 36-49).

Das Produkt eines Schreibprozesses ist traditionell ein geschlossener Text, der auf Papier fixiert wird. Werke sind durch einen Anfang und ein Ende gekennzeichnet. Die digitale Revolution stellt diese Form in Frage. Die Verknüpfung von Informationen findet im Internet nicht nur auf einer Textebene statt. Hypertexte verknüpfen bestimmte Angaben mit Quellverweisen, die per Mausklick abrufbar sind (Richter 2004: 33 f.). Im Internet sind Texte variabler, denn sie können schnell verändert werden. Diese Strukturen stellen das Gehirn vor eine spezielle Transferleistungsaufgabe. Die Informationen sind nicht linear abhängig und nicht chronologisch. Daher erfordert die Arbeit mit Hypermedia ein raum-zeitliches Denkvermögen. Durch den frühen Kontakt mit der Computertechnik ist dieses Konstrukt diskontinuierlicher Textformen den Lernenden vertraut (vgl. Röll 2003, 71-76).

Bei Hayes & Flower wird der ungeschriebene Text als ein "ungeklärtes Problem mit offener Lösung" taxiert (Fix 2008, 36). Davon ausgehend muss vor dem Schreibprozess eine Frage als solche erkannt werden. In der Schule werden Problematiken von der Lehrkraft künstlich geschaffen. Die Novizen erfahren einen extrinsischen Motivationsanreiz und sind selten vom Sinn des Schreibens überzeugt. Der Text wird für den Lehrer verfasst, um eine Sanktionierung zu vermeiden (vgl. ebd., 129-137). Bei der Textüberarbeitung reflektiert der Lernende über die Anforderungen der Lehrkraft, die sich insbesondere durch eine festgelegte Seitenanzahl ausdrückt. In den seltensten Fällen wird der Inhalt in das Zentrum des Diskurses gestellt. Das Produkt wird dadurch für weitere Überlegungen unbrauchbar (vgl.ebd., 39-41).
„Bloggen ist eine Tätigkeit, bei der es darum geht, seine Gedanken schriftlich zu entwickeln und nicht lediglich Tagesereignisse und Gefühle zu protokollieren“ (Richardson 2011, 41).
Ziel der Autoren ist es, die eigene Fachexpertise zu erweitern, indem sie ihre Ausführungen zur Diskussion stellen. Beiträge zeichnen sich durch einen persönlichen Schreibstil aus, über den sich der Urheber profiliert. Die Rezipienten suchen Schwächen und Stärken der Argumentation und geben diese über Kommentare oder auf ihren eigenen Blogs wieder. In der Schreibdidaktik wird häufig gefordert, dass Texte kontinuierlicher Weiterentwicklung unterliegen sollten. Dadurch erfährt der Novize einen Lernzuwachs. Diesem Ideal stehen die physischen und institutionellen Rahmenbedingungen gegenüber. Blogs könnten hier künftig eine neue Perspektive eröffnen, da sie nicht an geschlossene Textsorten gebunden sind.

Die Grundlage für interessante Blogbeiträge ist das analytische und kritische Lesen fachlicher Texte zum Problemaufwurf. Im Interpretieren der Lektüre ist zumeist der Schreibanlass begründet. Herkömmliches Schreiben stellt jedoch einen geschlossenen Prozess dar, der in einer These gipfelt. Beim Bloggen wird ein fortlaufender und ergebnisoffener Prozess angestoßen. Das Produkt setzt sich aus mehreren Synthesen zusammen und wird stetig weiterentwickelt (vgl. ebd., 56 f.). Dieser Mechanismus kommt einer Schülerschaft entgegen, die mit einer vernetzten Denkstruktur groß geworden ist.

Welche Chancen bietet das Bloggen im Unterricht?

Grundlage ist die Auseinandersetzung mit Lernen 2.0. Die Rollen der Lehrenden und Lernenden werden neu definiert. Die Novizen übernehmen einen sehr viel aktiveren Part, während die Lehrkraft als Moderator den Lernprozess begleitet. Weitere Informationen erhalten Sie im Beitrag eines Kommilitonen: Lernen und Web 2.0.

Heranwachsende lernen durch den Austausch mit ihrer Umwelt. Kommunikation bildet eine Grundlage dieses Prozess. Darauf bauen Lehrmethoden wie Gruppen- oder Partnerarbeit auf (vgl. Dax-Romswinkel 2007, 64 f.). Der Blog ist eine Kommunikationsapplikation und als solche für den kommunikativen Teil des Lernprozesses einzusetzen. Die Anwendung kann durch den interaktiven Schreibprozess das inhaltliche Lernen unterstützen. Diese Wechselwirkung lässt kontinuierlich neue Produkte entstehen. Dabei ermöglichen Blogs das Arbeiten in vernetzten Systemen, an die sich Kinder und Jugendliche im Alltag bereits gewöhnt haben (vgl. Röll 2003, 43-45). Die veränderten Denkprozesse der Lernenden stellen eine Chance dar. In der heutigen Wirtschaftswelt wird dieses Denken bereits vielerorts vorausgesetzt. Den Heranwachsenden kann mit innovativen Unterrichtsformen die Orientierung in diesem Konstrukt erleichtert werden (vgl. Marotzki/ Nohl 2004: 351).
"User-generated content isn't just the output of ordinary people with access to creative tools like word processors and drawing programs; it requires access to recreative tools as well, tools like Flickr and Wikipedia and weblogs that provide same people with the ability to distribute their creations to others." (Shirky 2008, 83)
Blogs erfüllen keinen Selbstzweck. Dieser Umstand ist kein Motivationsverlust für Lernende. Die Technikkonvergenz der Schülerinnen und Schüler (SuS) ordnet sich dem thematischen Interesse bei bzw. sogar unter (vgl. Theunert 2006, 169). Blogs sind Kommunikationsmedien, mit denen nahezu jeder Kommunikationsanlass im schulischen Umfeld durchgeführt werden kann. Das betrifft neben dem Lernen auch das „classroom management“. Richardson liefert Ideen für Blogs als internes und externes Informationsportal oder als themenbezogene Applikation. Ich werde mich in der Folge auf die Anwendungsmöglichkeit im Lernprozess konzentrieren. Wie bei jedem Medium ist das angestrebte Ziel ausschlaggebend für die Entscheidung, ob mit diesem Tool gearbeitet wird. Für eine fundierte Einschätzung ist die praktische Auseinandersetzung mit der Applikation notwendig. Dadurch erhält die Lehrkraft persönliche Erfahrungen mit den Wirkungsprozessen. Richardson empfiehlt, vor dem Unterrichtseinsatz das Selbstexperiment zu wagen (Richardson 2011, 41-50).
„Um die Einsatzmöglichkeiten von Weblogs als Instrument des Lehrens und Lernens in vollem Umfang nutzen zu können, sollte man zunächst selbst zum Blogger werden“ (ebd., 77).
Vor dem eigenständigen Betreiben eines Blogs ist den Novizen anzuraten, sich mit aktuellen Blogs auseinanderzusetzen. Die gängigen Suchmaschinen erleichtern dabei das Aufspüren interessanter Seiten und bieten dem Einsteiger einen großen Fundus an Lesematerial. Über die Reflektion des Beobachteten lassen sich Rückschlüsse für das angestrebte Bloggen ziehen. Der Autor muss dabei das sprachliche Niveau für seine Zielgruppe finden. Auch die Dosierung von persönlicher Meinung, inhaltlicher Provokation etc. muss gefunden werden. Im nächsten Schritt versucht der Novize, zu einem Teil der Netzgemeinde zu werden. Er könnte beispielsweise erste Kommentare verfassen und die Reaktionen beobachten. Wenn das gelungen ist, empfiehlt Richardson maßvolle erste Schritte mit der Applikation. Dazu würde sich das Posten von Links auf einem eigenen Blog anbieten. Auch das regelmäßige Kommentieren externer Blogs sollte in dieser Phase ausprobiert und antrainiert werden. Die schriftliche Reflexion über das Gelernte kann nach und nach betrieben werden. Mit diesem Schritt ist der Tatbestand des Bloggens erfüllt. Insbesondere für Personen, die im Bildungsbereich tätig sind, ist äußerste Vorsicht geboten. Radikale Thesen oder vertrauliche Informationen beispielsweise über den Arbeitgeber können im Internet schnell zu einem breiten Interesse führen. Das ist für die eigene Karriere schädlich. Das Bewusstsein über den öffentlichen Charakter der eigenen Handlungen ist also von zentraler Bedeutung (ebd., 77-79).

Durch die Öffentlichkeit des Handelns sind vor dem Einsatz im Unterricht klare Absprachen mit der Schule und den Eltern zu treffen. Diese sind zur Absicherung der Lehrkraft schriftlich zu fixieren und von den Parteien zu unterzeichnen. Richardson weist in seinen Ausführungen darauf hin, dass Blogs auch in geschlossenen Netzwerken eingesetzt werden können. Jedoch wird das Schreibverhalten der SuS beeinflusst, da die Texte, wie beim traditionellen Schreibaufsatz, lehrerorientiert verfasst werden. Zusätzlich sinkt die Motivation der SuS zur Aktivität auf dem Blog. Der Reiz zur Teilnahme auf Web 2.0-Anwendungen liegt insbesondere darin, Texte und Botschaften an unbekannte Rezipienten zu richten. Damit verbunden ist auch die Aussicht auf Leserkommentare unbekannter Herkunft, die in geschlossenen Netzwerken auszuschließen sind (vgl. ebd., 30-34).

Für den konkreten Einsatz des Tools mit der Klasse im Unterricht stellt Richardson drei Anwendungsmöglichkeiten zur Diskussion: der Blog als Tagebuch, der Klassenblog und der Schüler-Weblog.

Der Blog als Tagebuch

Blogs sind nicht mit herkömmlichen Tagebüchern zu verwechseln, wodurch der Titel missverständlich wirkt. Dennoch verbirgt sich hinter diesem Namen eine Bloganwendung. Richardson stellt eine Applikation vor, welche die Lehrkraft als zentralen Akteur sieht. So sollen Unterrichtserfahrungen rekapituliert und überdacht, Unterrichtseinheiten beschrieben und wichtige Themen aus dem Bereich Lehren und Lernen erörtert werden. Zur potentiellen Lesergruppe gehören Kolleginnen und Kollegen, für die eine Lehrkraft den eigenen Berufsalltag reflektiert. Aber auch der Schreiber selbst kann aus dem Geschriebenen seinen Unterricht weiterentwickeln. Ein praktisches Beispiel ist die Blogwerkstatt von Lisa Rosa (vgl. ebd., 68).

Der Klassenblog

Diese Applikationsoption richtet sich an die Klassengemeinschaft. Gemeint ist ein Tool, das insbesondere zum classroom management eingesetzt wird. In den Blog werden Stundenpläne und Hausaufgaben eingestellt. Auch gelungene Schülerarbeiten können durch die Veröffentlichung gewürdigt werden. Auf eine ausgewogene Verteilung der Aufmerksamkeit auf alle Individuen ist dabei zu achten, damit es zu keiner Diskriminierung leistungsschwacher SuS kommt. Insbesondere im Grundschulbereich kann das Klassenblog zu einem besseren Austausch mit den Eltern führen, da diese direkt auf relevante Informationen Zugriff haben. Aber auch für die Lernenden dient dieses Portal dazu, sich aktuell zu informieren. Neben dem Lesen fällt das Kommentieren in den Aufgabenbereich der Novizen. Dazu kann die Lehrkraft spezielle Impulse setzten, indem sie Fragestellungen postet, welche die SuS beantworten sollen. Ein Beispiel für diese Nutzung ist der „Pantherblog“ einer Berliner Grundschule (vgl. ebd.).

Der Schüler-Weblog

Das Ziel beim Einsatz dieser Variante ist es, den Lernenden eine Bühne zu geben, die alle Facetten des Bloggens einbezieht. Die Novizen sollen dazu befähigt werden, über die Anwendung ein ständig erweiterbares Portfolio eigener Arbeiten anzulegen. Dazu gehört das Lösen unterrichtsbezogener Aufgabenstellungen oder auch Aspekte wie die Reflektion des Schulalltages. Dabei müssen Schreibanlässe eigenständig gesucht und bearbeitet werden. Dieses Arbeitsprinzip ist das Ziel bei der Arbeit mit Blogs im Unterricht. Als Zwischenstufe können die Blogs auch von Kleingruppen geführt werden. Auch für diese Anwendung gibt Richardson Beispiele, wie den Blog einer 8. Klasse aus Hamburg zum Thema Sprachspielerei (vgl. ebd.).

Die vorangestellten Anwendungsmöglichkeiten können als Steigerungsmodell verstanden werden, dessen Ziel das Schüler-Weblog ist. Aber auch das parallele Führen verschiedener Blogs, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen, ist denkbar. Die Möglichkeiten und Variationen sind nahezu unbegrenzt. Auf jeden Fall ist der Umgang mit Weblogs schrittweise im Unterrichtsalltag zu etablieren. Den pädagogischen Mehrwert des Arbeitens vor dem Millionenpublikum im Internet sieht Richardson insbesondere darin, dass die Inhalte Teil des weltweit verfügbaren Wissenskorpus werden. Wobei nicht jede Information, die im Internet landet, auch von jemandem wahrgenommen wird. Es ist nicht anzunehmen, dass Beiträge aus Schulblogs von einem Millionenpublikum gelesen werden. Theoretisch wäre dies aber möglich. Die Lernenden erfahren dadurch direkte Teilhabe an der demokratischen Informationsgesellschaft. Der Blog ist demnach auch als Archiv nutzbar, auf das weltweit zugegriffen werden kann. Dadurch wird die räumliche Begrenzung des Klassenzimmers aufgehoben. Eine Kooperation mit einer neuseeländischen Lerngruppe wäre in Echtzeit möglich und bietet Chancen für einen Perspektivenwechsel auf das aktuelle Unterrichtsthema. Ein weiterer Vorteil ist, dass allen Lernenden eine Plattform geboten wird. Die Beiträge sind gleichberechtigt und die Quantität von Texten verliert zu Gunsten der Qualität an Bedeutung. Dadurch wird auch das persönliche Expertenwissen ausgebaut. Die Lernenden können auf ihre gelungenen Beiträge zurückgreifen und jederzeit darauf aufbauen (vgl. ebd.).

Literatur

Bannour, Karim-Patrick; Grabs, Anne: Follow me!. Erfolgreiches Social Media Marketing mit Facebook, Twitter und Co., Galileo Press, Bonn 2011.

Dax-Romswinkel, Wolfgang: Web 2.0 geht zur Schule. In: Praxis Web 2.0, Potentiale für die Entwicklung von Medienkompetenz, hrsg. v.: Gräßer, Lars / Pohlschmidt, Monika, kopaed verlagsgmbh, Düsseldorf / München 2007.

Ernst, Samuel: Wie Web 2.0 die Politik verändert. Der Online-Wahlkampf hat begonnen, Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg 2011.

Fix, Martin: Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht. 2. Auflage, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2008.

Marotzki, Winfried; Nohl, Arnd-Michael: Bildungstheoretische Dimensionen des Cyberspace. In: Soziologie des Cyberspace, hrsg. von Thiedeke, Udo, VS Verlag, Wiesbaden 2004.

Richardson, Will: Wiki, Blogs und Podcasts. Neue und nützliche Werkzeuge für den Unterricht, TibiaPress, Überlingen 2011.

Richter, Susanne: Die Nutzung des Internets durch Kinder. Peter Lang, Frankfurt am Main 2004.

Röll, Franz Josef: Pädagogik der Navigation. Selbstgesteuertes Lernen durch Neue Medien, kopaed, München 2003.

Shirky, Clay: Here comes everybody. The Power of organizing without organisations, Penguin Group, New York 2008.

Theunert, Helga: Konvergenzbezogene Medienaneignung und Eckpunkte medienpädagogischen Handelns. In: Neue Wege durch die konvergente Medienwelt, hrsg. v.: Wagner, Ulrike / Theunert, Helga, Verlag Reinhard Fischer, München 2006.

Wolff, Peter: Die Macht der Blogs. Chancen und Risiken von Corporate Blogs und Podcasting in Unternehmen, Datakontext Fachverlag, Frechen 2006.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Blog des Fraktionsvorsitzenden der Piratenpartei

Der Blog Christopher Lauer Klarmachen zum Ändern wird vom Piratenpolitiker Christopher Lauer persönlich betrieben. In dem Beitrag Warum ich den Scheiß mache erklärt er, was ihn dazu bewegt - im allgemeinen in der Politik, im speziellen bei der Piratenpartei - gestaltend mitzuwirken. Er schildert seine Beweggründe, in die Politk einzutreten, und beschäftigt sich mit der derzeitigen Lage der Piratenpartei. Von den Kommentatoren wird diese Offenheit in großen Teilen gelobt.

Erleichtert!

In den letzten Jahren macht mir immer mehr Sorgen, dass sich Jugendliche nur noch für facebook und andere Plattformen interessieren und ihre Informationen (vor allem im politischen Sinne) nur noch über Posts auf facebook oder twitter beziehen. Das heißt, dass sie alles einfach glauben, was dort veröffentlicht wird, ohne groß nachzuforschen. Doch als ich diesen Artikel auf dem tagesschau Blog gelesen habe, gab mir dies wieder Mut, dass die Jugend doch nicht verblödet :)

Lehrer-Blog EX-PH-LUBU

Frau Freitag scheint ihren gelegentlichen Frust, der meist durch das Verhalten ihrer Schüler hervorgerufen wird, nicht wie gewöhnliche Lehrer mit ausgiebigem Mittagsschlaf abzubauen, sondern mit Beiträgen in ihrem Lehrerblog. Sehr anschaulich und amüsant berichtet sie über die alltäglichen kleinen und großen Probleme des Lehrer-Daseins. Die Kommentare anderer Lehrer bestätigen das Mitteilungsbedürfnis dieser leidgeplagten Berufsgruppe.

In Anlehnung an Frau Feitag sollte für die eigene berufliche Zukunft in Erwägung gezogen werden, einen EX-PH-LUBU Lehrerblog ins Leben zu rufen, um so die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam den frustrierenden Berufsalltag zu meistern...

Die Schule ist kein Ponyhof


Der Blog der Lehrerin Frau Freitag zaubert all den immer wieder mal verzweifelten Lehrern ein Lächeln auf die Lippen. Die von Frau Freitag als besonders erwähnenswert empfundenen Alltagssituationen werden fast täglich von ihr realitätsgetreu auf dem Blog veröffentlicht. Besonders hervorzuheben sind hierbei die passenden Lieder, welche den Eintrag humorvoll musikalisch untermalen. Diese werden mit einem Youtube-Clip integriert. Für alle Lehrenden oder auch einfach nur Interessierten des Klassengeschehens ist somit der Blog von Frau Freitag sehr zu empfehlen.

Die Bücher und der Blog!

Frau Freitag, bereits Autorin von zwei Büchern, betreibt auch einen Blog über ihren Schulalltag. Kurzweilig und teilweise amüsant zu lesen, allerdings für mich wird ihr Stil bereits nach kurzer Zeit relativ anstrengend. Durch ihr Buch habe ich es nicht ganz geschafft und auch ihren Blog werde ich wohl eher nicht lesen - wie immer, Geschmackssache!

Hauptsache sie tun was!

Ich hab grad den Blog "Es gibt kein Mobbing" gelesen und finde diesen Blog eigentlich ganz gut, weil ich selbst die Erfahrung gemacht hab, dass sich Lehrer oder Beteiligte des Schulwesens oft der Verantwortung entziehen. Als Lehrer nimmt man eben kleine Sticheleien gegen den Sitznachbarn nicht ernst, weil das schon nicht so schlimm sei. Der Geschädigte wird sich schon wieder einkriegen und das vergessen. Aber das auch kleinste Sticheleien für sensible Jugendliche große Folgen haben können, wird nicht wahrgenommen oder will vielleicht auch absichtlich nicht wahrgenommen werden. Der Lehrer ist mit der Durchführung seines Unterrichts beschäftigt und kann sich wegen Zeitmangel, was ein grundsätzliches Problem bei Lehrern ist, nicht um jede vermutliche Beleidigung kümmern. Hauptsache, der vorbereitete Inhalt kann in den 45 min vermittelt werden und die Schüler lernen was. Vielleicht liegt es auch daran, dass viele Lehrer nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, und deshalb verharmlosen sie Mobbingsituationen. Es muss meines Erachtens deshalb das Bewusstsein bei den Lehrern verstärkt werden, dass sie als Verantwortliche was tun müssen. Es liegt im eigenen Ermessen, was sie für notwendig halten. Hauptsache sie tun was!!

Bloganbieter

Für alle Neu-Blogger: Der Blogger Don Dahlmann stellt verschiedene Anbieter von Blogging-Diensten vor. Diese werden in Kurzform vorgestellt und Vor- und Nachteile tabellarisch aufgelistet: http://lexikon2.blog.de/2007/02/15/die_10_besten_bloganbieter~1743753/

Blogs als Informationsquelle entdeckt

Ich kenne mich in der virtuellen Welt überhaupt nicht aus und dies hat sich im laufenden Seminar bestätigt. Mit großer Freude kann ich aber berichten, dass ich es geschafft habe, einige Blogs zu lesen. Ich bin auf sehr interessante Beiträge und Themenbereiche gestoßen. Besonders interessant fand ich die Blogs zur Politik:
https://netzpolitik.org/
http://blog.tagesschau.de/

Schulalltag - Lehrerblogs

Beim Lesen dieses Posts auf dem Blog von Herrn Rau wurde ich doch schon sehr an meine eigene Schulzeit erinnert. Ausnahmslos alle Deutschlehrer ab der Mittelstufe ermahnten uns immer und immer wieder zu kürzeren Sätzen! Sehr netter Blogbeitrag: http://www.herr-rau.de/wordpress/2012/11/lange-saetze-in-der-schule-und-satzzeichen-zweiter-klasse.htm

Bloggen - die neue, große Freizeitbeschäftigung mancher Lehrenden?


Bekannt ist die oft feucht-fröhliche Selbstdarstellung vieler Kids, während sie die Nächte in der Rockfabrik zum Tage machten. Diese schöne Erinnerungen bleiben den Freunden, Facebook - und einem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber - in guter Erinnerung.

Gleiches gilt neuerdings für die (manchmal verwirrende) Selbstdarstellung mancher Lehrenden auf ihren eigenen Blogs: Ihre aufmunternde und kreative Schreibweise, machmal auch provokative Bild-Text-Kombinationen, werden von einer breiten Zielgruppe empfangen: Kollegen, Schüler/innen und Eltern können es lesen: Hauptsache bloggen bloggen bloggen? Fazit: Das Web vergisst auch aus Lehrer-Blogs nichts.

Schüler-Mobbing-Blog

Mobbing ist ein Thema, das uns alle betrifft. Entweder ist man als Schüler selbst der bzw. die Unglückliche gewesen und Opfer von Mobbing geworden oder hat es "nur" im Umfeld miterleben dürfen. Als ich selbst Schülerin war, wurden z.B. einige Klassenkammeraden Opfer von Mobbing. Sie waren zu dick, zu häßlich oder einfach nur nicht cool genug. Die Lehrer waren mit dieser Situation völlig überfordert, und auch als Klassenkamerad wusste man sich nicht zu helfen. Wie erging es dann erst den Betroffenen?

Auf dem Blog http://blog.schueler-mobbing.de/ schreiben Betroffene über ihre Mobbing-Erfahrungen, dadurch kann die Community mit Rat und Tat zur Seite stehen und Tipps geben oder die Betroffenen aufbauen. Aber auch zukünftige Lehrer/innen oder auch einfach nur Jedermann kann sich hier über dieses wichtige Thema informieren.

Mein erster Blogeintrag

Heute poste ich zum ersten Mal in meinem Leben. Ich habe mir vorher einige Blogs angeschaut. Die Lehrerblogs haben mir am Besten gefallen - beispielsweise berichtet Frau Freitag von ihrem Schulalltag. Diese Seite ist sehr amüsant und hat mich zum Lachen gebracht.

Erster Post

Mir haben die Artikel der Lehrerblogs gefallen, da sie nicht nur über den "harten" Schulalltag berichten, sondern auch andere Informationen humorvoll präsentieren. Auf einer Blogseite etwa werden Geschichten aus dem Schulalltag präsentiert, hier fand ich den Post: Auch eine Erkenntnis gut.

Sitzung zu Blogs

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

anbei findet ihr die für die heutige Seminarsitzung notwendige Zusammenstellung von Beispielblogs.

Schulblogs
Lehrerblogs
Blogs zu schulrelevanten Themen
Blogs in der Politik
Diese sind wichtig für unseren heutigen Vortrag und werden in der Sitzung verwendet.

Mittwoch, 28. November 2012

Algorithmen und Wissensgesellschaft

Das heilige Versprechen
Zukunft des Journalismus
26.11.2012 - Ein kritischer Text aus der FAZ, der die scheinbare Allgemeingültigkeit des "jeder-kann-alles"-Prinzips, als die Revolution des Social Webs, in Frage stellt. Keine leichte Kost, aber ich denke, dass sich eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik lohnt. Der Artikel ist hier zu finden.

Google steht uns bei
Leistungsschutzrecht
27.11.2012 - Über die Dominanz des Konzerns, insbesondere auf dem deutschen Markt, haben wir ja in der letzten Sitzung kurz gesprochen. Daraus leitet Google jetzt den Anspruch ab, stellvertretend die Interessen aller User zu vertreten. Um die Sensibilität des Themas besser zu verstehen, empfehle ich, den oben genannten Artikel zu lesen. Der Artikel ist hier zu finden.

Relevanz ist alles
Plädoyer für eine Algorithmen-Ethik
24.10.2012 - Beim Lesen der oben genannten Artikel musste ich spontan an diesen Beitrag zurückdenken. Die Auseinandersetzung mit den technischen Mechanismen, in Verbindung mit sozialen Folgen, erscheint mir sinnvoll. Der Artikel ist hier zu finden.

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Richtig und Falsch Lernen
Wissensgesellschaft
27.11.2012 - Für Pädagogen jetzt keine revolutionären Erkenntnisse, aber dennoch ein Kommentar, der zum Nachdenken anregt. Vor allem das Bild des Taschenrechners, der im Gedankenkonstrukt des Kindes zu einem überdimensionalen Archiv wird, fand ich beim Lesen interessant. Der Artikel ist hier zu finden.

Mittwoch, 21. November 2012

Das Erfolgsmodell Google

Google, ein Begriff in aller Munde! Das Wort „googeln“ hat es 2004 sogar geschafft, in den Duden aufgenommen zu werden. In Deutschland hat wahrscheinlich nahezu jeder Mensch schon einmal gegoogelt und sich in diesem Zusammenhang über den einfachen Zugang zu einer großen Menge an Informationen gefreut. In Nachrichten oder Zeitungen wird ständig über Googles Erfolg berichtet. Jedoch wird nicht immer nur die positive Seite Googles betont, sondern auch die Angst vor Datenmissbrauch und die Verfolgung wirtschaftlicher Interessen sowie die kürzlich negativen Geschäftszahlen von Google stehen im Zentrum gesellschaftlicher Diskussionen.

Der Name Google ist nahezu jedem Menschen ein Begriff, doch was steckt eigentlich hinter diesem Namen? Google ist ein US-Konzern, eine Suchmaschine, die seit ihrer Gründung 1998 einen einzigartigen Erfolg zu verzeichnen hat. Googles weltweiter Suchmaschinenanteil liegt bei 91%. Durch diese Marktkonzentration hält Google 2011 48% der Anteile an Online-Werbung. So konnte Google im vergangenen Geschäftsjahr 2011 einen Gewinn von 9,7 Mrd. US-Dollar und einen Umsatz von 37,9 Mrd. US-Dollar verzeichnen (vgl. Spiegel 43/2012).

Was steckt hinter dem Erfolg von Google? Der Beantwortung dieser Frage, auf die wahrscheinlich nur wenige Google-Nutzer eine Antwort kennen, ist dieser Beitrag gewidmet. Wie verdient Google Geld und was macht Google so erfolgreich? Darüber hinaus soll zum Abschluss in Bezug auf den Spiegel Titel vom 22.10.2012 darauf eingegangen werden, ob Google als „böse“ bezeichnet werden kann oder nicht.

Wie verdient Google Geld?

Vielen Nutzern dürfte bekannt sein, dass Googles Geschäftsmodell auf Werbung basiert und Google nahezu alle Einnahmen mit Online-Werbung erzielt. Doch wie funktioniert diese riesige Online-Werbemaschine? Hier gibt es zwei maßgebliche Werbedienstleistungen (Werkzeuge), AdWords und AdSense, die Googles Erfolg ausmachen. Googles Prinzip hierbei ist es, dass die wertvollste Werbung an oberster Stelle stehen soll.

AdWords

Steven Levy vergleicht AdWords mit einem Heimwerkermarkt für Schlüsselwörter, die man mit Kreditkarte kaufen kann. Im Jahr 2011 konnte Google mit AdWords 26,145 Mrd.$ umsetzen, was einem Umsatzanteil von 69% entspricht und somit die wichtigste Einnahmequelle für Google ist. Im Zusammenhang mit AdWords werden zu einer Suchanfrage, passend zum Suchbegriff, neben und über den regulären Suchergebnissen kleine vierzeilige Textannoncen eingeblendet, deren Anzeigenformat genau festgelegt ist. Hierbei stehen elf Werbeplätze zur Verfügung, drei über den Suchergebnissen und acht rechts neben den regulären Suchergebnissen (vgl. Reppesgard, S. 57f.). Die Anzeigen sind ähnlich gestaltet wie die Suchergebnisse, damit diese nicht aufdringlich erscheinen. Die Textanzeigen über den regulären Suchergebnissen sind zudem leicht farblich unterlegt, damit sie von den Suchergebnissen zu unterscheiden sind.

Abbildung 1: Werbeplätze bei AdWords



Damit die Anzeigen passend zum Suchergebnis eingeblendet werden können, werden diese mit Stichwörtern verknüpft (vgl. Reppesgard, S. 62). Zum Beispiel wird ein Reiseanbieter Stichwörter wie Urlaub, Billigurlaub oder ähnliches wählen, damit sein Angebot passend angezeigt werden kann.

Diese Key-Words werden durch die sogenannte Vickrey-Auktion an Werbeinteressenten versteigert. Hierbei spricht man auch von der Zweitpreisauktion. Hierbei erhält zwar der Höchstbietende den Zuschlag, zahlt aber lediglich den Preis des zweithöchsten Gebotes. Dadurch regelt der Markt selbst den Preis für die Stichwörter. Google verwendet dieses Verfahren, da so höhere Gebote abgegeben werden. Weitere Vorteile des Auktionsverfahrens werden im Abschnitt zu Googles Werbeerfolg genannt.

Der Preis, der in dieser Auktion geboten wird, ist der Preis, den der Werbeinserent bezahlen muss, wenn ein User einmal auf seine Werbeanzeige klickt. Man spricht hierbei vom Pay-Per-Klick- (PPK) / Cost-Per-Klick- (CPC) Verfahren. Dadurch bezahlt der Inserent nur dann für seine Werbung, wenn diese auch tatsächlich betrachtet wird (vgl. Reppesgard, S. 60ff.). Der Inserent kann hierbei auch eine monatliche Höchstsumme festlegen, die er für Werbung ausgeben möchte. Es existieren zwei weitere Zahlungsmodelle, nämlich das sogenannte Cost-per-1000-Impressions- (CPM) und die Cost-per-View-Methode (CPV).

Durch das Gebot für ein Stichwort steht jedoch noch nicht fest, ob die Werbung eingeblendet wird, da man zunächst nur für das Stichwort bietet, welches mit der Werbung verknüpft wird. Es ist auch nicht festgelegt, auf welchem der elf Werbeplätze die Werbung später eingeblendet wird, da man für alle elf Werbeplätze bietet. Wie die Anzeigenposition im Endeffekt ermittelt wird, ist nicht genau bekannt. Google nutzt hierbei, ebenso wie bei den Suchanfragen, seinen PageRank-Algorithmus.

Neben dem ersteigerten Stichwort hat Google noch weitere Kriterien für das Einblenden einer Werbeanzeige festgelegt. Hierzu zählen die inhaltliche Qualität sowie die Nützlichkeit einer Werbung, das angegebene Werbebudget, aber auch die Klickrate einer Werbung. Zudem wird davon ausgegangen, dass Google all die Kriterien in weiteren komplizierten statistischen Verfahren zusammenführt, um den Werbeplatz zu ermitteln. Um eine Top-Position zu erlangen, ist es deshalb nötig, ein höheres Budget und eine höhere thematische Relevanz als die Mitbewerber aufzuweisen, sprich Qualität und den maximalen CPC (vgl. Reppesgard, S. 64).

Bei jeder Suche, die ein Nutzer in Google tätigt, wird eine neue Auktion um die Vergabe der Werbeplätze ausgelöst.

Abbildung 2: Ablauf einer Suche mit Anzeigennutzung (vgl. Rupp, S. 79)



Durch das Analyse-Tool Google Analytics kann der Werbeinserent seinen erzielten Erfolg durch AdWords genau nachvollziehen. Er kann erkennen, ob er seine Anzeigen weiter optimieren muss oder ob sie bereits erfolgreich sind. Denn er sieht beispielsweise, wie oft seine Werbung eingeblendet und wie oft sie angeklickt wird.

Der Advertiser kann den Kreis, in dem er werben möchte, genau spezifizieren. Durch Einstellungen der Region, Sprache und vieler weiterer Möglichkeiten kann er die für sich ideale Klientel erreichen. Wer selbst mit AdWords erfolgreich werben möchte, dem sei an dieser Stelle das Buch Google Marketing von Susanne Rupp nahegelegt, die die optimale AdWords-Nutzung in diesem Buch beschreibt.

AdSense

Im Gegensatz zu Google AdWords werden die Anzeigen nicht innerhalb des Google-Netzwerkes geschaltet, sondern außerhalb des Netzwerkes auf Webseiten, die nicht zu Google gehören. An AdSense kann jeder teilnehmen, der die Google-Programmrichtlinien erfüllt. AdSense hat im Jahr 2011 mit 10,386 Mrd. $, 27% des Google-Umsatzes erwirtschaftet. In diesem Netzwerk gibt es drei Akteure (vgl. Rupp, S.218):
  • Affiliate-System-Betreiber (Google), stellt die technische Grundlage und ist für die Vergütung verantwortlich
  • Advertiser (Händler) schalten kommerzielle Anzeigen über Google AdWords
  • Publisher/ Affiliates (Vertriebspartner) stellen Werbeplatz gegen Provision zur Verfügung
AdSense ermöglichte es Google, jenseits der Suche Geld zu verdienen, da das komplette Internet als riesige Werbefläche genutzt werden kann und jede Website zum potenziellen Werbepartner für Google geworden ist. Die Idee zu AdSense stammt allerdings nicht von Google selbst, sondern von einem Unternehmen namens Applied Semantics, das Google im Jahr 2003 aufgekauft hat und somit auch das Patent auf AdSense.

Durch AdSense werden kontextbezogene Inhalte auf einer Webseite geschaltet. Dies bedeutet, dass nur Werbung auf einer Seite geschaltet wird, die auch zum jeweiligen Inhalt der Seite passt. Wenn es beispielsweise auf einer Partnerseite um Urlaub geht, wird Google nur Anzeigen schalten, welche zum Thema Urlaub passen.

Hierzu meldet sich ein Publisher (Vertriebspartner) zum Programm an, dann wird von Google automatisch, passend zum Webseiten-Inhalt, Werbung aus den AdWords-Anzeigen auf dem von ihm zur Verfügung gestellten Werbeplatz veröffentlicht (vgl. Reppesgard, S. 56). Dieser Werbeplatz, der vom Affiliate (Vertriebspartner) zur Verfügung gestellt wird, wird an den höchstbietenden Händler versteigert, ähnlich wie bei AdWords.

Im Vergleich zu den AdWords Anzeigen können beim AdSense Programm zu den Textanzeigen auch Grafik- bzw. animierte Grafikanzeigen und Videoformate eingebunden werden. Die Vergütung erfolgt meist, wie bei AdWords, mit dem Pay-Per-Click-Verfahren. Hierbei wird das Geld, das der Advertiser für einen Klick bezahlt, zwischen Google und dem Webseitenbetreiber aufgeteilt.

Nachdem Google lange Zeit geheim gehalten hatte, in welchem Verhältnis das Geld aufgeteilt wird, veröffentlichte das Unternehmen die Zahlen in einem offiziellen Blog. Die Aufteilung entspricht demnach einem Verhältnis von 68:32 (vgl. Levy, S. 139). Dies bedeutet, dass 68% der Summe an den Publisher und 32% an Google gehen.

Durch die Bevorteilung der Publisher erreicht Google, dass sich keine Konkurrenz entwickeln kann, da die Vertriebspartner aufgrund der guten Konditionen keinen Grund haben, sich einen anderen Partner als Google zu suchen. Des Weiteren sind auch Abrechnungen anhand des Cost-per-1000-Impressions-Modells möglich, das aber vergleichsweise selten genutzt wird.

Im Folgenden eine abschließende Darstellung, welche die Funktionsweise von AdSense zusammenfasst:

Abbildung 3: Funktionsweise von AdSense


Für Interessenten, die AdSense aus der Perspektive des Webseitenbetreibers betrachten möchten, wird dieser Link empfohlen sowie das Buch "Google Marketing" von Susanne Rupp.

Google Anwendungen und Lizenzierungen

Durch die Vielzahl von Anwendungen, die Google seinen Nutzern bietet, verdient Google zunächst kaum Geld, da es die meisten Dienste kostenlos zur Verfügung stellt. So ist der Verdienst durch kostenpflichtige Anwendungen verschwindend gering. Allerdings sind die Anwendungen ein elementarer Teil von Googles Geschäftsmodell. Denn durch die verschiedenen Anwendungen wird Google selbst immer weiter verbreitet, sodass für Google immer mehr Werbemöglichkeiten entstehen. Die Dienste selbst können auch zur Werbung genutzt werden, zudem ist es durch die vielen Anwendungen möglich, ein genaueres User-Verhalten zu erforschen, um so noch präzisere Suchergebnisse und Werbung liefern zu können.

Mit Google Appliance verkauft Google seine Suchtechnologie an Unternehmen, damit sie diese in ihrem Intranet nutzen können. So entsteht quasi ein kleines Google, in dem alle Daten einer Firma gefunden werden können. Eine weitere Lizenzierung ist zum Beispiel die Handysoftware Android, mit der Google seinen Markt stark erweitert hat. Durch die Eroberung des Smartphone-Marktes hat Google einen noch größeren Einflussbereich. Durch einige weitere kleine Lizenzierungen wird dieser Teil des Geschäftsmodells noch ergänzt, allerdings ist er vergleichsweise klein, da er nur ca. 4% der Umsatzes ausmacht und der Großteil davon mit Google Appliance erwirtschaftet wird.

Zum Abschluss des ersten Teils eine kurze Videosequenz, in der erklärt wird, wie Google Geld verdient:




Zusätzlich ein interessantes Video, das die Geschäftsmodelle von Apple, Amazon, Facebook und Google vergleicht:



Googles Werbeerfolg

Die Grundlage für Googles Werbeerfolg ist Googles Erfolg im Allgemeinen. Deshalb soll zuerst dieser analysiert werden, bevor speziell auf den Werbeerfolg eingegangen wird. Google ist es gelungen, die Informationen der Welt zu organisieren und zumindest in der westlichen Welt nahezu jedem Menschen zugänglich zu machen. So wurde Google zu einem Synonym für den Informationsaustausch und zum zentralen Verzeichnis für Informationen.

Google prägt die Informationsnutzung der Menschen, da durch Google alle Informationen unbegrenzt zur Verfügung stehen und Google in allen Muttersprachen auf der Welt zugänglich ist. Google hat es sogar geschafft, zum Teil der Alltagssprache zu werden, so wurde das Verb „googeln“ in den Duden aufgenommen (vgl. Reppesgard, S. 11ff). Dies hat zur Folge, dass Google immer im Gespräch bleibt, sich somit von allein verbreitet und Google selbst kein aufwendiges Marketing betreiben muss.

Die Argumente für Googles Erfolg lassen sich mit den Begriffen Beliebtheit und Vertrauen, Innovation und Technik zusammenfassen. Unter dem Aspekt der Beliebtheit ist zunächst Googles anfängliches Image als Rebell zu nennen, welchem Google auch bei seinem Börsengang noch treu geblieben ist. Durch dieses Image schaffte es Google beim Nutzer als Freund und Verbündeter angesehen zu werden (vgl. Reppesgard, S. 16). Auch durch die sogenannten Doodles schafft es Google, Sympathien bei den Nutzern zu gewinnen, da sich dadurch zeigt, dass nicht immer alles streng nach Protokoll sein muss und dies das Image als Rebell erhält.

Googles Einfachheit ist ein weiterer Grund für seine Beliebtheit, da sich jeder schnell zurechtfindet und die Suche so scheinbar immer im Vordergrund steht. Das größte Plus von Google ist es, dass es seine Suchdienste und nahezu alle Anwendungen kostenlos anbieten kann. Google ist deshalb in der Lage, immer mehr Nutzer an sich zu binden, da für diese keine Kostenhürde existiert. Durch mehr Kunden kann Google mehr Daten sammeln, passgenauere Werbung schalten und so mehr Geld verdienen. Zudem bringt es den positiven Nebeneffekt, dass es keiner Konkurrenz möglich ist, Google das Wasser zu reichen (vgl. Reppesgard, S. 23).

Die Beliebtheit von Google wächst auch dadurch, dass Google einen Teil seiner Kontrolle an die Nutzer abgibt, indem das Unternehmen zum Beispiel Prototypen freischaltet und diese von Nutzern weiterentwickeln lässt. Dies bewirkt, dass die Produkte, die Google auf den Markt bringt, so sind, wie sie die Nutzer haben möchten, und diese von alleine weiterentwickelt werden, wodurch sich Google viel Arbeit erspart. Die Abgabe von Kontrolle bewirkt zudem, dass Google von den Nutzern Vertrauen geschenkt wird, da Google auch seinen Nutzern vertraut (vgl. Jarvis, S. 32f. / S. 161f.).

Zu Googles Erfolgsgrundlagen zählt sicherlich seine Innovationskraft. Google war die erste Firma, die die neuen Regeln des Internetzeitalters verstanden hat und in der Lage war, dies für sich zu nutzen. Google ist es gelungen, sich von den alten Medien abzugrenzen und diese abzuhängen (Beispiel: Yahoo) (vgl. Jarvis, S. 18 f.). Hierzu gehört, dass Google nicht in erster Linie auf den Massenmarkt setzt, sondern auf den Nischenmarkt. Der Nischenmarkt wird auch als der neue Massenmarkt bezeichnet (vgl. Jarvis, S. 24f.). Google gelang es, diesen Markt zu steuern und so spezielle Zielgruppen zu erreichen. Durch das Analysieren der Nutzer, ihres Verhaltens und der Einteilung in bestimmte Kategorien ist Google in der Lage, passgenaue Ergebnisse für die Nutzer anzubieten.

Nicht nur durch Google selbst und seine hochqualifizierten Mitarbeiter ist das Unternehmen im Bereich Innovation der Konkurrenz voraus, sondern auch durch den Aufkauf von Start-Up-Unternehmen und deren Ideen. Dies ist vor allem durch Googles finanzielle Überlegenheit, die sich nicht zuletzt durch den Börsengang eingestellt hat, möglich (vgl. Reppesgard, S. 119ff.). Das führt zum dritten Grund für Googles Erfolg, die technologische Überlegenheit. Hierbei ist vor allem der Erfolg durch die Schnelligkeit und die hohe Qualität der Suchergebnisse zu nennen, die durch Googles PageRank-Algorithmus erreicht wird. Google fördert seine technologische Entwicklung sehr stark. So gibt es die Vorgabe, dass die Mitarbeiter 20% der Arbeitszeit frei in die Entwicklung von neuen Programmen und Diensten investieren können.

Inzwischen ist Google so riesig, dass man von Googles Technik abhängig geworden ist. Die Rechenkapazitäten und der Speicherplatz, die Google zur Verfügung stellt, sind nicht mehr zu ersetzen. So wären alle anderen Suchmaschinen überlastet, wenn Google nicht mehr existieren würde, und die Internetnutzung, wie wir sie kennen, wahrscheinlich nicht mehr möglich.

Die Anwendungen von Google sind ebenfalls in vielen Bereichen führend und unterstreichen Googles technisches Leistungsvermögen. Die Nutzer schätzen an Google die sehr zeitnahe Problemlösung, was wieder Googles Schnelligkeit unterstreicht, die ein enormer Wettbewerbsvorteil ist.

Die Plattformen, die Google zur Verfügung stellt (Maps, Youtube, Blogger usw.) tragen entscheidend dazu bei, dass Google immer weiter vernetzt wird und so immer mehr Werbemöglichkeiten für Google entstehen (vgl. Jarvis, S. 61). Google ist durch seine Technik in der Lage, nahezu alles zu automatisieren, wodurch eine relativ geringe Mitarbeiterzahl ausreicht (Siemens mit ähnlichem Umsatz beschäftigt 410.000 Mitarbeiter, Google hingegen nur 54.600, vgl. Spiegel Nr.43/2012). Durch diese Automatisierung hat Google Programme entwickelt, mit denen das Unternehmen immer in der Lage ist, seinen Erfolg genau zu messen und so zu optimieren. Für mich ist Googles Erfolgsformel einfach zusammengefasst: „Der Konkurrenz in Beliebtheit, Innovation und Technik voraus sein!“

Damit kommen wir zu den Gründen für Googles Erfolg im Bereich der Online-Werbung, mit der Google ca. 96% seines Umsatzes erwirtschaftet. Von großer Bedeutung ist zunächst einmal, dass es eine Abgrenzung von Suche und Werbung gibt, sodass der Nutzer nicht durch die Werbung belästigt wird (vgl. Reppesgard, S. 16).

Dies führt zum ersten wesentlichen Element des Werbeerfolgs, nämlich der Art und Weise von Googles-Anzeigen. Diese sind weder aufdringlich, noch lenken sie vom eigentlichen Suchergebnis ab. Hiermit grenzt sich Google beispielsweise von Yahoo ab, die große Bannerwerbung schalten. Diese Werbung, welche nicht anstößig sein darf und sich von der traditionellen Werbung unterscheidet, kommt bei den Usern gut an, was sicherlich auch daran liegt, dass er sie oft gar nicht als solche registriert. Google sorgt durch die Auswahl seiner Werbung dafür, dass die Werbung eine hohe Qualität besitzt (vgl. Levy, S. 109).

Für den Erfolg grundlegend sind die technischen Möglichkeiten von Google, sprich die Programme (AdWords, AdSense), mit denen Google wirbt und so den anderen Suchmaschinen voraus ist. Für die Advertiser ist vor allem Google Analytics eine sehr wichtige Anwendung, da sie dadurch genau den Erfolg ihrer Werbung nachvollziehen können. Sie können feststellen, wie oft ihre Werbung angeklickt wurde, wie oft sie eingeblendet wurde und vieles mehr. Dadurch sind die Inserenten in der Lage, ihre Werbung zu optimieren, und sie können ihre Kampagnen selbst steuern.

Diese Möglichkeit des messbaren Erfolgs ist ein wesentlicher Grundbaustein, warum über AdWords und AdSense Werbung bei Google geschaltet wird. Denn bei traditioneller Werbung ist eine exakte Erfolgsmessung nur schwer durchführbar und die Werbung hat meist eine weite Streuung, sodass nicht nur die Zielgruppe erreicht wird (vgl. Reppesgard, S. 57).

Durch das von Google entwickelte Werbesystem, das sich selbst wartet, ist es möglich, sehr viele Inserenten zu bedienen und anzusprechen. Dies bedeutet, dass für Google nur ein geringer Verwaltungsaufwand nötig ist und das System somit mit geringem finanziellen Aufwand aufrecht erhalten werden kann (vgl. Levy, S. 111).

Ein weiterer Baustein ist die Zielgenauigkeit, mit der die Werbung geschaltet werden kann. Dies gelingt durch die vielen möglichen Einstellungen, mit denen der Kundenkreis, auf den die Werbung abgestimmt werden soll, präzisiert werden kann. Beispielsweise kann man das Angebotsfenster durch Einstellungen wie Sprache und Region deutlich verringern, darüber hinaus gibt es jedoch noch viele weitere Möglichkeiten (vgl. Rupp, S. 117ff). Dies ist nicht zuletzt durch die Analyse des Nutzerverhaltens möglich, wodurch eine bestimmte Personengruppe (Kategorie) präzise zur Werbung zugeordnet werden kann. Dies hat zur Folge, dass die Werbung dem Inserenten einen höheren Nutzen bringt (vgl. Reppesgard, S. 66f.).

Durch die Zielgenauigkeit ist es auch möglich, Werbung in Bereichen zu schalten, in denen es sich ansonsten nicht lohnen würde. Dadurch ist Google in einem sehr weiten Feld tätig und es gibt Inserenten in allen erdenklichen Geschäftsbereichen. Dies hat zur Folge, dass Google weniger krisenanfällig ist, da die Verluste von einigen Inserenten durch andere ausgeglichen werden können (vgl. Reppesgard, S. 58f.).

Für Googles finanziellen Erfolg ist in erster Linie die Vickrey-Auktion verantwortlich, denn durch sie kam es dazu, dass sich die Konkurrenz um die besten Plätz deutlich erhöht hat. Dies hatte zur Folge, dass höhere Gebote erzielt werden und somit höhere Umsätze für Google herausspringen. Dadurch, dass der Höchstbietende nur den Preis des zweithöchsten Gebotes zahlt, ist zudem gewährleistet, dass die Kundenzufriedenheit gewahrt bleibt, da sich der Höchstbietende nicht über den Tisch gezogen fühlt, wenn sein Angebot deutlich über den anderen liegt. Durch diese Auktion gelingt es Google, den maximalen Umsatz für einen Werbeplatz zu erwirtschaften.

Und nicht nur Google hat einen Kostenvorteil, sondern auch der Advertiser. Durch das Pay-Per-Click-Verfahren zahlt der Kunde nur für wirkungsvolle Werbung, und die Werbung ist, gemessen am möglichen Erfolg, relativ kostengünstig (vgl. Levy, S. 115).

Zum Abschluss dieses Abschnitts möchte ich festhalten, dass auch hier die Beliebtheit und das Vertrauen des Kunden sowie die Innovation und Technik die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind.

Ich habe versucht, das Erfolgsmodell von Google in einem vereinfachten Schema darzustellen, wobei die Begriffe der Beliebtheit, Innovation und Technik in allen Bereichen eine entscheidende Rolle spielen:

Abbildung 4: Googles Erfolgsmodell



Ist Google böse?

Aufgrund der immer wieder in den Medien auftauchenden Kritik an der (befürchteten) Allmacht von Google und der Angst davor, dass Google die gesammelten Daten missbrauchen könnte, soll dies auch im Rahmen dieser Abhandlung thematisiert werden. Durch die im Folgenden aufgeführten Argumente soll sich jeder eine eigenständige Meinung bilden können, ob Google seinem Firmenmotto „Don´t be evil!“ gerecht wird oder nicht. Das Thema an sich ist eine eigene Abhandlung wert, deshalb sollen die genannten Argumente hier nicht präzisiert werden, da dies nur ein Nebenaspekt dieser Arbeit ist.

Inzwischen wird häufig gegen Google ins Feld geführt, dass Google durch Lobbyismus versucht, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu seinem Vorteil zu gestalten, damit Google den maximalen Handlungsfreiraum erhält. Hier wird Google vor allem vorgehalten, dass Einfluss darauf genommen wird, dass die Datenschutzbestimmungen nach Googles Wunsch gestaltet werden (vgl. Reppesgard, S. 21).

Der US-Medienmagnat John Malone bestätigt zwar die Lobbyarbeit von Google, sieht diese jedoch in einem positiven Rahmen, da Google durch seine Lobbyarbeit erreichen möchte, dass ein schnellerer Ausbau der Kommunikationsnetze erreicht wird und so den Menschen der Zugang zu den Informationen der Welt weiter erleichtert wird (vgl. Spiegel 43/2012, S. 90).

Google wurde lange vorgehalten, dass durch sein Verhalten und seiner Kooperation mit der Regierung in China seine Firmenideale verraten wurden. In diesem Zusammenhang hat Google seine Suche in China zensiert, sodass es weltweit stark in die Kritik geraten ist. Google wurde vorgeworfen, den Profit vor Menschenrechte, freie Meinungsäußerung und freien Informationszugang zu stellen (vgl. Reppesgard, S. 123). Jedoch ist dieses Argument inzwischen überfällig geworden, da Google auf seine alte Linie zurückgekehrt ist und sich aus China zurückgezogen hat.

Heute gilt Google als Kämpfer für die Meinungsfreiheit in China, zum einen weil sich Google als erster Konzern mit offenen Forderungen an die chinesische Regierung wandte, um einen offenen Informationszugang zu ermöglichen. Zum anderen hat Google seine Suchfunktion, nachdem es sich gegen das zensierte Modell entschieden hatte, über neue Server unzensiert weiterlaufen lassen. Die chinesischen Nutzer werden dadurch auf die Google.com Seite verwiesen und haben somit ungefilterten Informationszugang, zumindest so lange die chinesische Regierung nichts zensiert (vgl. Reppesagrd, S. 128). Über die neuere Entwicklung von Googles Haltung zum chinesischen Markt berichtete zu Beginn des Jahres auch die Süddeutsche Zeitung in Bezug auf den Markt für das Betriebssystem Android.

Vielfach wird Google vorgeworfen, nur im Sinne seiner eigenen wirtschaftlichen Interessen zu handeln, und die meisten Argumente für Googles „Boshaftigkeit“ gehören zu dieser Überkategorie der wirtschaftlichen Interessen. In diesem Zusammenhang nutzt Google seine Größenvorteile gegenüber der Konkurrenz aus, indem es in alle erdenklichen Geschäftsfelder expandiert und kleinere Unternehmen aufkauft. Zum Beispiel wurden durch Google Maps viele Anbieter ähnlicher Anwendungen aus dem Geschäft gedrängt oder haben einen Bedeutungsverlust erfahren.

Google wird vorgeworfen, seinen Anwendungen zum Erfolg zu verhelfen, indem es die eigenen Produkte bevorzugt bei der Suche einblendet. Hierbei wird auf die Wettbewerbsfreiheit verwiesen und Googles Verhalten als verwerflich bezeichnet. Und in diesem Kontext lassen sich weitere, für Google negative Argumente nennen. Google wird im Zusammenhang mit den Suchergebnissen mangelnde Transparenz vorgeworfen, da niemand genau weiß, aus welchem Grund ein Ergebnis oben in der Liste der Suchergebnisse steht. Auch dass Google durch seinen Suchalgorithmus bestimmt, was für die Nutzer gut und relevant ist, ist vielen Kritikern ein Dorn im Auge. Im direkten Zusammenhang damit steht der Vorwurf, dass Google nicht objektiv sei, da der Suchalgorithmus nicht neutral sei. Diese These stützt sich vor allem auf die bevorzugte Anzeige von Google Produkten.

Ein weiterer Punkt, der bestätigen soll, dass Google seine Marktmacht missbraucht, ist, dass die Ergebnisse, die an erster Stelle stehen, durch hohe finanzielle Mittel erreicht werden, sei es durch Investition in Werbung oder durch Investition in die Optimierung der Website, sodass diese erfolgreich ist. Hierbei zu nennen ist, dass Google all seine Dienste kostenlos anbietet, sodass es schwierig ist, mit Google zu konkurrieren (vgl. Spiegel 43/2012, S. 87ff.). Als ein weiterführender Punkt zu Googles Marktmacht lohnt es sich, den Artikel auf Spiegel online zu lesen. Wie ernst und glaubwürdig diese Argumente sind, wird dadurch belegt, dass es sowohl in den USA als auch in Europa gegen Google Verfahren wegen Wettbewerbsverzerrung gibt. Ob es hierbei jedoch zu Konsequenzen für Google kommen wird, bleibt offen (vgl. Spiegel 43/2012, S. 88). Wer nähere Details und Beispiele zu den eben genannten Argumenten erfahren möchte, dem sei der Spiegel-Artikel über Google in Heft 43/2012 empfohlen.

Wenn man Googles Aussagen glaubt, sind diese Argumente alle unbedeutend, da Google versichert, den Menschen nur Gutes zu tun. Wenn man diese Aussage genauer betrachtet, erkennt man, dass Google den Menschen tatsächlich viel Gutes gebracht hat. Google hat den Menschen nahezu alle Informationen zugänglich gemacht und stellt alle Anwendungen, die im täglichen Leben eine enorme Erleichterung mit sich bringen, kostenlos zur Verfügung (vgl. Levy, S. 157).

Natürlich gibt Google nicht alles umsonst preis. Google handelt nun einmal wie ein Wirtschaftsunternehmen und da ist es legitim, dass Google auch eine Gegenleistung vom Nutzer erwartet und dies sind Daten, durch die zielgerichtet Werbung geschaltet werden kann. Dies ist allerdings kein verwerfliches Handeln. Als Gegenargument, dass Google seine Angebote bevorzuge, führt Google ins Feld, dass dies vom Schutz der Meinungsfreiheit in den USA gedeckt ist. Ob dies allerdings wirklich Gültigkeit hat, ist nicht klar. Um diesem Vorwurf weiter entgegen zu wirken, bietet Google jetzt auch eine bessere Kennzeichnung seiner eigenen Produkte an. So sollen diese beispielsweise farblich hervorgehoben werden (vgl. Spiegel 43/2012, S. 93f.).

Viele Vorwürfe gibt es auch in Bezug auf die Tücken von Googles Werbung. Es wird als bewiesen angesehen, dass viele Menschen Werbung und organische Ergebnisse nicht unterscheiden können, wodurch die Werbeergebnisse, die Google Geld bringen, bevorzugt angeklickt werden, was sich wieder auf den Vorwurf der mangelnden Transparenz bezieht. In Bezug auf die nicht vorhandene Objektivität kann Google hier vorgeworfen werden, dass es entscheidet, wer werben darf und wer nicht. Dabei kommt es zum Teil zu Widersprüchen und es wurde festgestellt, dass Google gegenüber Großunternehmen toleranter auftritt als bei kleinen Unternehmen. Auch das Ausnutzen der Marktmacht wird hier ins Feld geführt, da Google für manche scheinbar beliebig den Preis für die Werbeanzeigen diktiert. Durch die Werbeplätze, die bereits einen Großteil der ersten Seite einnehmen, ist man quasi dazu gezwungen zu bezahlen, um auf der ersten Seite zu erscheinen (vgl. Spiegel 43/2012, S. 91).

In Bezug auf die Kritik an den Tücken der Werbung lassen sich die gleichen Argumente wie oben anführen, da es sich ebenfalls um Vorwürfe zur Marktmacht, Transparenz und Objektivität handelt. Hierbei möchte ich noch anfügen, dass der Umsatz mit Werbung nun einmal Googles Geschäftsmodell ist und es somit legitim ist, dass Google auch seine Möglichkeiten in diesem Bereich abschöpft, so wie es jedes andere Wirtschaftsunternehmen eben auch macht.

Ein immer wieder Angst schürendes und gewichtiges Argument ist, dass Google sich nicht innerhalb der Datenschutzrichtlinien bewegt und die riesigen Datensammlungen missbrauchen könnte. Als Beispiel wird hier immer wieder Google Street View angeführt, das nicht den europäischen Datenschutzstandards entspricht (Spiegel 43/2012, S. 88). Zu diesem Thema hat sich auch die FAZ mit einem Pro und Contra in Sachen Street View beschäftigt. Auch die neuen Geschäftsbedingungen von Google, die am 1. März 2012 in Kraft traten, bringen Google in die Kritik, da Google demnach die Daten der Nutzer aus den einzelnen Anwendungen verknüpfen kann, was zuvor nicht möglich war.

Gegen dieses Argument spricht so einiges, denn Google hatte bisher noch nie einen ernstzunehmenden Datenschutzskandal und ist noch nie verantwortungslos mit Nutzerdaten umgegangen, zumindest soweit dies bekannt wurde. Sven Türpe hat dazu einen sehr interessanten Artikel verfasst, den ich jedem Leser weiterempfehlen möchte, der vielleicht einen Ansatz kennenlernen möchte, warum Google nicht so böse ist. Im Rahmen dieser Arbeit kann ich ihn nur kurz zusammenfassen.

Seine Hauptthese ist, dass Google seine Informationen nicht in Datenbanken speichert und auch keine Nutzerprofile erstellt, da diese Google nichts bringen. Er ist der Meinung, dass Google nur die Verhaltensweisen der Nutzer kennen will, um seine Dienste zu optimieren und den Nutzern besser zugeschnittene Ergebnisse liefern möchte. Dies funktioniert durch eine Maschine (Google), die alles registriert und wahrnimmt und daraus typische Verhaltensweisen ableitet. Daraus entwickelt Google ein Cluster, wonach kategorisiert wird, welcher Gruppe welche Informationen gezeigt werden. Hierbei werden auch nicht alle Daten einbezogen. Die nicht benötigten werden gelöscht oder verblassen mit der Zeit.

Türpe erklärt dies in seinem Artikel sehr anschaulich an einem „Tankbeispiel“. So betreibt Google seiner Meinung nach Verhaltensforschung und erstellt keine Nutzerprofile. Als ungefährlich sieht er es deshalb, da der Klassifikator nicht weiß, was er von einer Person halten soll und wer sie genau ist. Aus seiner Abhandlung zieht er interessante Schlüsse für den Privatsphärenschutz, die untermauern, dass Google nicht böse sein muss, was den Umgang mit Daten angeht.

Unter anderem sind Folgerungen, dass einzelne Merkmale wie IP-Adresse, Cookies, Geburtsdatum und so weiter weniger relevant sind, es ein Minimum an Personenbezug gibt und die Datenmenge, die Google sammelt, auch vom Nutzerfeedback abhängt. Weitere Folgerungen und genauere Beschreibungen finden sich am Ende von Türpes Artikel. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass niemand gezwungen ist, seine Daten preiszugeben, oder die Google Anwendungen sowie Google im Allgemeinen zu nutzen. Des Weiteren ist Google nicht das einzige Unternehmen, das Daten sammelt.

Als Kurzfazit denke ich, dass es einige Dinge gibt, die an Google kontrovers sind, und Google inzwischen eine unglaubliche Macht erreicht hat und dadurch eine fragwürdig herausgehobene Stellung. Dass Google ernsthaft böse ist, würde ich allerdings stark bezweifeln, auch wenn nicht zu bestreiten ist, dass Google sicherlich das Potenzial dazu hätte.

Literaturverzeichnis

Reppesgard, Lars (2010): Das Google Imperium. Hamburg: Murmann, 2. Auflage.

Levy, Steven (2012): Google Inside. Wie Google denkt, arbeitet und unser Leben verändert. Übersetzung der amerikanischen Originalausgabe: Heidelberg: mitp.

Rupp, Susanne (2010): Google Marketing. Werben, mit AdWords, Analytics, AdSense & Co. München: Markt+Technik.

Jarvis, Jeff (2009): Was würde Google tun? Wie man von den Erfolgsstrategien des Internet-Giganten profitiert. München: Heyne.

Montag, 19. November 2012

Lernen im Web

Dank des Blogs netzpolitik.org bin ich darauf aufmerksam geworden, dass sich die aktuelle Ausgabe der c’t mit dem Schwerpunkt Online-Lernen (einem Referatsthema in diesem Semester) beschäftigt. Den lesenswerten Überblicksartikel von Jöran Muuß-Merholz gibt es auch online: "Das Wissensnetz. Ein Rundgang durch Online-Lernwelten":
Online-Universitäten erleben einen großen Zulauf, das Internet hält einen gigantischen Fundus an Wissen bereit. Aber kann man wirklich vernünftig per Browser lernen, wenn nebenan der E-Mail-Eingang vollläuft? Ein virtueller Besuch in der Allzweckschule Internet.

Freitag, 16. November 2012

Überblick: Online-Universitäten

Im Blog netzwertig.com findet sich ein Überblick über Online-Universitäten und das gerade viel diskutierte Thema MOOC. Dieser Beitrag ist v.a., aber nicht nur für die Vorbereitung des Referats zum Online-Lernen interessant...

Donnerstag, 15. November 2012

"Chatten ohne Risiko" - Unterrichtsmaterial

Hier findet man bei lehrer-online Unterrichtsmaterial zum Thema Chatten und außerdem auch etwas zum Thema Jugendmedienschutz (Medienkompetenz): http://www.lehrer-online.de/979832.php.

Montag, 12. November 2012

Internetsucht/Facebook bei Galileo

Am Sonntag kam eine Galileo-Spezial-Folge, bei der es um Internetsucht, speziell um Facebook, ging. Es wurden vier verschiedene Experimente durchgeführt, die sehr interessant waren. Eines fand ich besonders interessant, es wurde sogar tatsächlich wissenschaftlich untersucht, ob - und wenn ja wie - Facebook süchtig machen kann.

Im Weiteren ging es darum, wie gut man seine Facebook-Freunde wirklich kennt, ob sie einem im echten Leben helfen würden und um Datenschutz bei Facebook etc. Hier der Link, um die Folge anzuschauen: http://www.prosieben.de/tv/galileo/videos/ganze-folge-sonntag/

"Netzgemüse" - neuer Facebook-Ratgeber für Eltern

Am 19. November 2012 erscheint ein - auf der Verlagsseite etwas vollmundig angekündigtes - Buch von Johnny und Tanja Haeusler mit dem einprägsamen Titel: "Netzgemüse. Aufzucht und Pflege der Generation Internet". Spiegel Online präsentiert einen Auszug vorab, auf YouTube kann man sich einen kleinen Trailer zur Einstimmung anschauen:


Sonntag, 11. November 2012

Internet für Kinder

Die Initiative "Ein Netz für Kinder" hat es sich zur Aufgabe gemacht, kindergerechte Online-Angebote zu fördern und zu sammeln, um sie dann mittels der Suchmaschine fragFINN zugänglich zu machen. Auf der Website der Initiative heißt es:
"'Ein Netz für Kinder' ist eine gemeinsame Initiative von Politik, Wirtschaft und Institutionen des Jugendmedienschutzes, die davon überzeugt sind, dass eine Vielzahl qualitätsvoller, altersgerechter und interessanter Angebote für Kinder der beste Jugendmedienschutz ist. Ziel der Initiative ist es, einen attraktiven und sicheren Surfraum für Kinder von 8 bis 12 Jahren zu schaffen, in dem die Kinder nicht nur einzelne gute Angebote vorfinden, sondern einen großen Surfraum, in dem sie die Struktur des Internets begreifen und dadurch surfen lernen können. Was gibt es für sie im Internet? Wie finden sie die Seiten, die sie interessieren? Wie müssen sie surfen, um schnell auf die wichtigen Seiten zu gelangen? Mit dieser gesamtgesellschaftlichen Initiative aus Politik und Wirtschaft soll das Vertrauen von Kindern, aber auch der Eltern und Schulen, in das Medium Internet gestärkt werden."
Eines der geförderten Projekte ist kürzlich online gegangen. Auf http://www.ohrka.de/ finden sich Hörspiele und -bücher für Kinder. So liest beispielsweise Anke Engelke das Dschungelbuch vor...

Freitag, 2. November 2012

Unbedingt lesen: "Die stille Revolution"

Viel gibt es nicht an wirklich guten deutschsprachigen Titeln zum Web 2.0 und zu den Auswirkungen von Web 2.0 bzw. Digitalisierung auf die Gesellschaft. Deshalb ist es besonders schön, auf dieses durch und durch lesenswerte und anregende Buch hinzuweisen:

Mercedes Bunz: Die stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen" (Suhrkamp, edition unseld, 2012).

Mittels knapper und sehr prägnanter historischer Analogien macht die Autorin das Unbehagen angesichts neuer disruptiver Technologien verständlich (Angst vor Maschinen) und führt den Leser an das zentrale Anliegen heran:
"Für die Gesellschaft ist es an der Zeit, die Digitalisierung nicht nur zu fürchten, sondern zu nutzen" (S. 82).
Genau das ist auch der Grundtenor des Online-Lehrbuchs zum Web 2.0, das unserer Veranstaltung zugrundeliegt, und auch sonst finden sich zahlreiche Überschneidungen, die sich - so wäre zu wünschen - wechselseitig erhellen. Das trifft beispielweise gleich auf das erste Kapitel zu ("Als die Algorithmen schreiben lernten"), das - angelehnt an David Weinbergers hervorragendes Buch "Too Big to Know" - der Frage nachgeht, wie sich das Wissen selbst durch die Digitalisierung verändert (vgl. etwa den Abschnitt zu "Denken 2.0" im Online-Lehrbuch).

Ein Lob auch an die edition unseld, die mit dieser Veröffentlichung eine Reihe lesenswerter Titel zum Themenkomplex Web 2.0 und Digitalisierung ergänzt hat:

   

Donnerstag, 1. November 2012

Lernen und Web 2.0

Digitale Medien machen „dick, dumm, aggressiv, einsam, krank und unglücklich“ konnte man dieser Tage in einem Kommentar in der Stuttgarter Zeitung zu Manfred Spitzers neuestem Buch „Digitale Demenz“ lesen. Ohne eigenes Expertenwissen seien Internetfertigkeiten nichts wert und wer nur noch über soziale Netzwerke wie Facebook mit anderen Menschen kommuniziere, degeneriere als soziales Wesen. So extreme Positionierungen, wie die des Ulmer Psychiaters und Hirnforschers Spitzer, dass digitale Medien zum Bildungsverfall bei Jugendlichen führten und bei ihrer Nutzung kaum sensomotorische Eindrücke entstünden, lassen die Frage nach der Bedeutung digitaler Medien - und hier in erster Linie des Internets – im Hinblick auf Bildung in den Mittelpunkt des Interesses rücken: Welche Rolle spielt Lernen 2.0 beim Kompetenzerwerb von Kindern und Jugendlichen?

Lernen und Kompetenzen

Lernen als absichtlich (intentional) oder beiläufig (inzidentiell) bewirkter Prozess der Wissens- bzw. Verhaltensänderung durch Informationen oder Erfahrungen, lässt den Lernenden geistige, körperliche und soziale Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompetenzen) erwerben. Durch die Verarbeitung seiner Wahrnehmung der Umwelt und der Bewusstwerdung von erfahrenen Regelungen versteht der Lernende die von ihm wahrgenommenen Sachverhalte. Menschen lernen u.a. durch Nachahmung anderer Menschen (Lernen am Modell), vor allem Kinder suchen sich für die vielen, ihnen unbekannten Handlungen und Sachverhalte Vorbilder, deren Handlungsweisen sie nachahmen und von denen sie Unbekanntes erfragen; in dieser Phase des Lebens prägen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, als Vorbilder und Förderer, die Entwicklung von Kindern entscheidend.Während der Pubertät suchen sich die heranwachsenden Jugendlichen dann zunehmend Vorbilder unter Gleichaltrigen (Peergroup).

Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Lernprozess ist die Motivation des Lernenden und seine Bereitschaft zu lernen, da das Gedächtnis Informationen umso besser speichert, je sinnvoller und emotional bedeutsamer sie für den Einzelnen sind (vgl. Wagner et. al., S. 26). Zudem fordert die starke Dynamik unserer modernen Wissensgesellschaft - im Wesentlichen bedingt durch die rasanten technischen Entwicklungen im Informations- und Kommunikationsbereich - von den Menschen, die in ihr leben, eine ebenso starke Dynamik hinsichtlich des Lernens von neuen Sachverhalten und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen.

Aufgabe der Schule ist es hierbei, ihren Schülerinnen und Schülern grundlegende Kompetenzen und Wissensinhalte zu vermitteln, die sie auf das - durch die sich ständig verändernden beruflichen und gesellschaftlichen Anforderungen - notwendige lebenslange, nachhaltige Lernen vorbereiten und sie zu einer aktiven Teilhabe an der Gesellschaft befähigen.

Abgesehen von fachlichen Kompetenzen - als Fähigkeit, Probleme kreativ zu lösen und Wissen sinnorientiert einordnen und bewerten zu können - liegt der Schwerpunkt der schulischen Kompetenzförderung auf der Vermittlung von Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz als unabdingbare Voraussetzungen für eigenverantwortliches Handeln und ein selbstbestimmtes Leben.

Das schulische Erziehungsziel der individuellen Handlungskompetenz umfasst somit neben der fachlichen Zielsetzung auch das methodische Gestalten und die Fähigkeit, das eigene Vorgehen strukturieren zu können, das gruppen- und beziehungsorientierte Auseinandersetzen im Hinblick auf Pläne und Ziele sowie die Bereitschaft zur Selbstentwicklung und Reflexion (vgl. Druckrey 2007, S. 87). Dementsprechend beinhalten die Bildungsstandards in Deutschland neben dem reinen Fachwissen Kompetenzen wie Methodenbeherrschung, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Präsentationskompetenz in den verschiedenen Fachbereichen.

Der Begriff Lernen mit dem Zusatz 2.0 steht für ein neues Lernen mit und im Web 2.0. War der Nutzer der anfänglichen 1.0-Version des World Wide Webs noch ein eher passiver Informationsempfänger, so ist er bei der Version 2.0 darüber hinaus ein aktiver Teil des sich ständig rasant verändernden, äußerst dynamischen Informationssystems. Dies erfordert einerseits zusätzliche Kompetenzen bei der Nutzung des Internets und bietet andererseits vielfältige Möglichkeiten des Kompetenzerwerbs. Lernen 2.0 in unserer heutigen Mediengesellschaft umfasst darum sowohl die Erziehung im Umgang mit digitalen Medien als auch die Aneignung von Kompetenzen und Fachwissen durch digitale Medien.

Umgang mit digitalen Informationsquellen (er)lernen

Bedingt durch die Entwicklung des World Wide Web zu einem interaktiven, dynamischen Informationssystem haben sich auch die Eigenschaften von Informationen verändert. Harald Gapski und Lars Gräßer unterscheiden hierbei zwischen Informationsarbeit, Informationsorten, Informationszugängen und Informationsstrategie. Die Informationsarbeit durch den Lernenden bzw. Internetnutzer findet nicht mehr nur rezipierend, sondern auch produzierend statt. Der Informationsort ist nicht mehr lokal gebunden, sondern entgrenzt. Bei den Informationszugängen hat eine Verschiebung von privat zu öffentlich stattgefunden, und die neuen Informationsformen mit ihren unbegrenzten Datenmengen des Web 2.0 fordern vom Nutzer eine selektive Informationskompetenz.

Voraussetzung für die sinnvolle und effektive Nutzung der sich daraus ergebenden vielfältigen Möglichkeiten der Informationsaufnahme und des Lernens ist die Fähigkeit, sich die jeweils relevanten Wissensbestände zu verschaffen, sie kritisch auf ihren Richtigkeitsgehalt zu prüfen und irrelevante Wissenbestände auszusortieren, damit das Web 2.0 - wie es der Name eines Workshops des Web Literacy Lab in Graz treffend formuliert - “vom Infodschungel zum digitalen Nutzgarten” wird.

So bildet die Fähigkeit der interaktiven Anwendung von Medien - von der OECD im Zuge des DeSeCo-Projekts zur Unterstützung internationaler Studien zur Messung von Kompetenzniveaus von Jugendlichen und Erwachsenen als eine der Schlüsselkompetenzen definiert - die Grundlage für selbstständiges Handeln in unserer Gesellschaft. Grundlegende Kompetenzen stehen auch im Mittelpunkt der schulischen Bildung und so fordert Hans N. Weiler aufgrund des immer größer werdenden Einflusses der Online-Welt auf Alltag und Beruf, den Umgang mit Informationen als Pflichtfach “Wissenskunde” zur Vermittlung von Informationskompetenz im Lehrplan der Schulen zu verankern. Die Schule bietet hierfür die notwendigen zeitlichen und personalen Voraussetzungen, Kinder und Jugendliche kompetent zu unterstützen und sie auf ihrem Weg ins World Wide Web zu begleiten.

Das Fazit der Studie "Medienbildung - (k)ein Unterrichtsfach?" der Universität Hamburg, die der Frage nachgeht, inwieweit Medienkompetenz in den Lehrplänen der einzelnen Bundesländer verankert ist, zeigt jedoch, dass sich inzwischen zwar in allen Bundesländern Vorgaben zur Medienerziehung und Förderung von Medienkompetenz finden, es aber an konkreten Hinweisen, wann und wie diese Aufgaben umgesetzt werden sollen, fehle.
“Es gibt einige Schulen, in denen Lehrkräfte sich dieser Zielsetzung annehmen. Eine Verbindlichkeit ist aber kaum vorhanden. Inwiefern Schülerinnen und Schüler tatsächlich ein Mindestmaß an Medienkompetenz erreichen, wird nicht überprüft.Die Einführung eines eigenen Unterrichtsfaches könnte hier Abhilfe schaffen. Die befragten Experten berichteten aber übereinstimmend, dass hierfür keine bildungspolitische Mehrheit zu erwarten sei.”
Wissenskunde, Informations- oder Medienkompetenz, bleibt also weiterhin ein wenig konkretes Thema an den Schulen, das zwar einhellig für wichtig befunden wird, aber für das es wohl keine verbindliche Zielsetzung bzw. Evaluation in Form eines eigenständigen Fachs geben wird. Deshalb werden auch die Zuweisungen von finanziellen Mittel für diesen Bereich und die notwendigen Maßnahmen, wie die Schaffung von zusätzlichen Lehrerstellen, gezielte Lehrerfortbildungen und eine erweiterte technische Ausstattung, weiterhin wenig konkret bleiben.

Lernen 2.0 mit digitalen Informationen

Die Vorteile des Web 2.0 hinsichtlich der unendlich großen Daten- und Informationsmengen sowie deren schnelle, problemlose Verfügbarkeit für den Lernenden liegen auf der Hand und haben eine neue Lernkultur entstehen lassen. Digitale Virtualität stellt die Inhalte von Schulbüchern nicht nur in punkto Aktualität in den Schatten, sondern gibt dem Nutzer außerdem die Möglichkeit, mit dem Autor oder anderen Nutzern zu dem jeweiligen Thema zu kommunizieren und dadurch die Wissensinhalte aktiv weiterzuentwickeln.

Douglas Thomas und John Seely Brown bezeichnen in ihrem Buch “A New Culture of Learning” (2011) die Interaktion zwischen den Nutzern des Web 2.0 als “Real Learning”, das im Internet durch “comments, remixing and looking how other people solve problems” (Thomas/Brown 2011, S. 32) stattfindet. “The connection between the personal and collective is a key ingredient to lifelong learning” (ebd., S. 72), da sich das Wissen, ähnlich der Dynamik unserer heutigen Gesellschaft, in einem interaktiven Prozess ständig aktualisiert und weiterentwickelt. Sowohl das selbstständige, eigenmotivierte Handeln, das Hinzufügen und Weiterentwickeln von Inhalten, als auch das Lernen aus Fehlern stellt – im Gegensatz zu dem “teaching-based” Lernmodell der Vergangenheit – ein neues ,“learning-based” (ebd., S. 37) Lernmodell dar.

Im Vordergrund steht das eigenmotivierte, prozessorientierte Lernen in der Lebens- und Lernumgebung des Web 2.0, das die Notwendigkeit von fremdmotiviertem, produktorientiertem Unterricht in der Lebens- und Lernumgebung Schule in Frage stellt. Die zunehmende Handlungs- und Prozessorientierung im Unterricht und die in der realen Offline-Welt stattfindende Förderung der Sozial- und Personalkompetenz, als wesentlicher Bestandteil von Bildung, findet bei dieser Betrachtung keine Berücksichtigung.

Glaubt man dem Hirnforscher Spitzer, so entstehen bei der Nutzung digitaler Informationen kaum sensomotorische Eindrücke im Gehirn. Sensomotorik ist jedoch das für die Wahrnehmung des Menschen notwendige Zusammenspiel der Sinnesorgane mit den motorischen Systemen; die Wahrnehmung von Reizen durch die Sinnesorgane, wie Auge und Ohr, stehen also in unmittelbarem Zusammenhang mit den motorischen Vorgängen des Körpers. Wahrnehmung, deren Verarbeitung und somit Lernen ist also ein komplexer, ganzheitlicher Vorgang, der, um Nachhaltigkeit zu erzielen, nicht auf einzelne Sinnesorgane beschränkt werden darf. Demzufolge kann Lernen 2.0 ganzheitliche Erfahrungen des Menschen nicht ersetzen, ist aber ein wichtiges und unerlässliches Hilfsmittel und sollte in diesem Sinne unbedingt seinen festen Platz im Lehrplan der Schulen haben.

Das Web 2.0 ersetzt mit seine vielfältigen Anwendungen manche Lernmaterialien und Informationsquellen bzw. ergänzt diese sinnvoll, wodurch die Palette an Lehr- und Lernmethoden sich erweitert und neue Möglichkeiten des Lernens geschaffen werden, wie z.B. themenspezifische Lernplattformen und differenziertere Recherche von Informationen. Die Schule stellt eine Plattform für direkte Kommunikation und aktives Sich-Ausprobieren dar, die sich immer mehr ihrem Umfeld öffnet. Im Zuge dieser Öffnung kann das Internet als eine Teilplattform für die digitale Kommunikation und das Sich-Ausprobieren in der digitalen Datenwelt dienen; der Lernraum Schule wird zur Alltags- und Berufswelt hin geöffnet. Es werden Kompetenzen gefördert, die in unserer Medien- und Informationsgesellschaft gefordert werden und unbedingt erworben werden müssen; die reale Welt und somit den Unterricht vor Ort, den Umgang mit und das Lernen von Mitschülerinnen und Mitschülern (Peer-to-Peer-Lernen) einerseits und Lehrerinnen und Lehrern (Lernen am Modell) andererseits ersetzt es jedoch nicht.

Fazit

Lernen 2.0 ist ein wichtiges, notwendiges, heutzutage unerlässliches Tool im Bereich von Bildung und Lernen, kann aber die ganzheitliche Erfahrung von Lernen in der Schule und im realen Leben nicht ersetzen. Ein ergänzendes Miteinander muss das Ziel sein, denn so kann Lernen 2.0 durchaus sinnvoll zum Kompetenzerwerb von SchülerInnen beitragen. Und zurückkehrend zu dem eingangs erwähnten Zeitungsartikel, für dessen Autor sowohl in der Offline-Welt als auch in deren Abbild Online-Welt gilt: “Hier wie dort macht die Dosis das Gift”, muss die bewusste und kompetente Nutzung des Internets und seiner Inhalte das Ziel der Erziehung zum Lernen mit digitalen Medien sein, wodurch die Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit erlangen, selbstständig, selbstbewusst und selbstbestimmt zu handeln - online oder offline.

Literatur

Druckrey, Petra: Qualitätsstandards für Verfahren zur Kompetenzfeststellung im Übergang Schule – Beruf. Bonn 2007.

Thomas, Douglas / Seely Brown, John: A New Culture of Learning. North Charleston 2011.

Wagner, Rudi F. / Hinz, Arnold / Rausch, Adly / Becker, Brigitte: Modul Pädagogische Psychologie. Bad Heilbrunn 2009.